Olympischer Testlauf mit Familie und Freunden

Shorttrackerin Anna Seidel kehrt zu den Europameisterschaften nach Dresden zurück, ihr Fokus liegt aber schon auf den Winterspielen

  • Emanuel Reinke und Erik Klein, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.

Den Kampf mit der niederländischen Sprache braucht Anna Seidel ausnahmsweise mal nicht zu führen. Bei den am Freitag beginnenden Shorttrack-Europameisterschaften in ihrer Heimatstadt Dresden ist die deutsche Olympiahoffnung anders als an ihrem Trainingsstützpunkt in Utrecht mal selbst Gastgeberin - und freut sich auf die Rennen vor Freunden und Familie. »Das immer besonders. Ich bin nervöser als normal«, sagte Seidel. »Ich bin froh, dass Shorttrack wieder in Deutschland gezeigt wird.«

In ihrer Geburtsstadt hatte Seidel im vergangenen Juli ihre Zelte weitgehend abgebrochen. Nur etwa einmal im Monat kehrt die Schülerin noch nach Sachsen zurück, um sich mit ihren Lehrern auszutauschen und Prüfungen zu schreiben. Ansonsten befindet sich der Lebensmittelpunkt der 19-Jährigen mittlerweile in den Niederlanden.

Während es dort mit der Fremdsprache noch etwas hapert und sie sich zumeist mit Englisch durchschlägt, läuft es auf dem Eis umso besser. In Utrecht feilt Seidel gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Bianca Walter in einer großen, internationalen Trainingsgruppe unter der Leitung von Trainerin Wilma Boomstra an Form und Technik.

Bislang mit Erfolg: Gemeinsam qualifizierte sich das Duo für die Olympischen Spiele in Pyeongchang in vier Wochen. Die Europameisterschaften dienen nun vor allem als Test unter Wettkampfbedingungen. »Die EM ist gut, um reinzukommen«, sagt Seidel, die sich keinen Druck machen lassen will. »Eine Medaille wäre schön, aber der Fokus liegt auf Olympia.« Ähnlich sieht das der kommissarische Bundestrainer Daniel Zetzsche: »Besonders für unsere beiden Frauen ist der Wettkampf der letzte Härtetest vor den Olympischen Spielen. Es geht darum, Selbstvertrauen zu sammeln.«

Mehr als ein Einlaufen ist die EM für Lokalmatador Christoph Schubert. Der 23-Jährige hat dem deutschen Verband zwar einen Quotenplatz über 1500 Meter erlaufen, die nationale Norm aber noch nicht erfüllt. Die EM ist Schuberts letzte Chance, doch noch das Ticket nach Südkorea zu lösen. Dafür muss er über 500 oder 1000 Meter mindestens ins B-Finale einziehen, über 1500 Meter ist der Einzug ins A-Finale gefordert. »Ich habe natürlich noch das Ziel, die Norm zu erreichen. Sie ist hart, aber machbar«, sagte Schubert.

Verlassen können sich die deutschen Starter auf die Unterstützung des Publikums. Dresden genießt den Ruf als europäisches Shorttrack-Mekka, die Stimmung schätzen auch internationale Topläufer. Immerhin 139 Athleten aus 26 Ländern haben sich für die EM angekündigt. SID/nd

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