- Politik
- Schlachthäuser in Brasilien
Menschenrechtler kritisieren Ausbeutung für Chicken Nuggets
Romero: Nach wie vor landet Fleisch, das unter unerträglichen Bedingungen produziert werde, in deutschen Supermärkten
Münster. Für Chicken Nuggets auf deutschen Tischen werden nach Recherchen der Christlichen Initiative Romero noch immer Arbeitskräfte in Brasilien ausgebeutet. Nach wie vor lande Fleisch, das unter unerträglichen Bedingungen produziert werde, in deutschen Supermärkten, kritisierte die Organisation in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Dazu gehöre auch die Edeka-Gruppe, die »Nr. 1 im deutschen Lebensmitteleinzelhandel«.
Edeka erklärte auf Anfrage, die Herstellung unter sozial und ökologisch vertretbaren Bedingungen sei für das Unternehmen ein großes Anliegen. Die Einhaltung sozialer Mindeststandards werde von allen Lieferanten verbindlich eingefordert. Das für Chicken Nuggets verarbeitete Hähnchenbrustfleisch stamme von verschiedenen Produzenten aus Deutschland sowie anderen Ländern. Das Herkunftsland Brasilien habe aktuell nur einen sehr geringen Anteil.
Nach Angaben der Initiative Romero ist in der Geflügelmast und in den Schlachtfabriken Brasiliens ein Akkordmarathon mit »mörderischem Tempo« Alltag. Arbeitsunfälle, chronische Schmerzen bis hin zur Berufunfähigkeit seien die Folge. Die Löhne lägen weit unter der Existenzsicherung. »Ich habe ein Stück von meinem Finger verloren«, zitieren die Autoren des Berichts »Unser täglich Fleisch« einen Arbeiter. Vom Betriebsarzt gebe es »nur Paracetamol gegen die Schmerzen«. Bei den Geflügelfängern, die die Tiere zum Schlachthaus transportieren, seien zudem viele in einem System von Abhängigkeiten und Schuldknechtschaft gefangen.
Edeka nehmen die Menschenrechtler wegen seiner Größe und Bedeutung besonders in die Verantwortung. »Obwohl bei Edeka die Umsätze stetig steigen und das Unternehmen seine Marktdominanz durch die Kaiser-Tengelmann-Übernahme weiter ausbauen konnte, gehört es in puncto soziale Unternehmensverantwortung zum Schlusslicht im deutschen Lebensmitteleinzelhandel«, kritisierte Referentin Sandra Dusch Silva. Wie die neuen Recherchen zeigten, reiche die Mitgliedschaft in der Unternehmensinitiative BSCI nicht aus, um Arbeitsrechte zu sichern. »Edeka darf nicht länger auf Kosten der Arbeiter Rekordgewinne einfahren!«, forderte Dusch Silva.
»Die Ausbeutung zum Billigpreis gefährdet nicht nur die Menschen und die Umwelt in Brasilien«, betonte sie. Auch die Verbraucher in Deutschland trügen ein Risiko, wie Testergebnisse von Ökotest belegt hätten. Dabei seien bei Chicken Nuggets von Edeka Belastungen mit Listerien-Bakterien und antibiotikaresistenten Keimen entdeckt worden.
In Brasilien werden laut der Initiative weltweit die meisten Hühnchen geschlachtet: jährlich knapp sechs Milliarden. Aus keinem anderen Nicht-EU-Land importiere Deutschland mehr verarbeitetes Geflügel. epd/nd
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