Viel Arbeit nach »Friederike«

Allein in Sachsen-Anhalt müssen 1,5 Millionen Festmeter Holz aus dem Wald geholt werden

  • Lesedauer: 3 Min.

Magdeburg. Das Orkantief »Friederike« hat in Sachsen-Anhalts Wäldern große Schäden angerichtet. Schätzungen gingen von rund 1,5 Millionen Festmetern Holz aus, die nun herausgeschafft werden müssten, teilte das Umweltministerium am Dienstag in Magdeburg mit. Zahlreiche Bäume seien umgeknickt. Besonders betroffen waren der Harz und die Region Anhalt - dort wurden den Angaben zufolge ganze Bestände beschädigt. Auf dem Brocken wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde erreicht. Schäden im Wald habe es aber nicht nur im Mittelgebirge, sondern auch im Tiefland gegeben.

Bei der Wiederaufforstung werden Waldbesitzer in Sachsen-Anhalt laut Ministerium durch Fördermittel unterstützt. Bis 2020 seien für Waldumbaumaßnahmen sieben Millionen Euro vorgesehen. Voraussetzung für die Förderung sei, dass Mischwald angepflanzt wird, sagte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne). »Laub- und Nadelgehölze gemeinsam werden unsere Wälder widerstandsfähiger gegenüber Stürmen und Schädlingen machen.« Die Wälder würden dadurch fit für Klimaveränderungen.

Der Chef des Waldbesitzerverbands, Franz Prinz zu Salm-Salm, forderte angesichts der Sturmschäden schnelle Hilfe beim Waldwegebau. Es sei nötig, ohne lange Fristen die Aufschüttung von Kies auf vielen Waldwegen zu genehmigen. Bei den normalerweise Monate dauernden Genehmigungsverfahren drohe, dass das Holz verderbe und von Schädlingen befallen werde, bevor es abtransportiert werden könne. Zudem verlangte der Verband, dass das Land Sachsen-Anhalt Steuererleichterungen für den Verkauf des umgewehten Holzes gewährt. Das hätten andere Bundesländer bei früheren Sturmschäden bereits gemacht.

Die Gewerkschaft IG Bau forderte zusätzliches Personal, um Sturmschäden schneller beseitigen zu können. Neben mehr Mitarbeitern in der Verwaltung sei auch die Anschaffung von Spezialmaschinen nötig, teilte die Gewerkschaft mit. Das Ministerium hatte bereits Mitte Januar auf 24 neue Stellen im Landesforstbetrieb und im Landeszentrum Wald verwiesen, von denen acht bereits besetzt seien.

Auch in anderen Bundesländern werden derzeit die Schäden durch »Friederike« erfasst. In Sachsen wurde das Betreten der Wälder im Norden des Freistaats bis auf Weiteres untersagt. Grund seien die schweren Sturmschäden, teilte das Landratsamt in Torgau mit. Von dem Verbot ausgenommen sind lediglich Waldbesitzer, deren Beauftragte und Beschäftigte sowie Behördenvertreter und »Jagdausübungsberechtigte«.

In Nordrhein-Westfalen hat der Sturm ersten Schätzungen zufolge rund eine Million Festmeter Holz umgeworfen. Das entspricht etwa einem Fünftel der Jahresernte in NRW. In zahlreichen Wäldern gelten Betretungsverbote.

Schätzungen des Versicherers LVM zufolge beläuft sich der Schadenaufwand auf bis zu 90 Millionen Euro. Demnach seien bereits in den ersten Tagen nach dem Sturm insgesamt mehr als 42 000 Schadensmeldungen eingegangen. Damit bewegen sich die Kosten des Versicherers voraussichtlich auf dem Niveau des sogenannten Jahrhundert-Sturmtiefs »Kyrill« aus dem Jahr 2007.

Wie aus der Bilanz der LVM weiter hervorgeht, ist Nordrhein-Westfalen mit über 31 000 gemeldeten Schäden das mit Abstand am stärksten betroffene Bundesland. Es folgen Niedersachsen (rund 4000 gemeldete Schäden), Hessen (2000), Sachsen und Sachsen-Anhalt (jeweils 1200) sowie Thüringen (900). »Dass die Schadenszahlen für Deutschland und Nordrhein-Westfalen relativ dicht beieinander liegen, verdeutlicht, wie stark sich ›Friederike‹ auf NRW konzentriert hat«, hieß es in einer Mttteilung des Versicherers vom Mittwoch. dpa/nd

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