• Politik
  • Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie

Hofmanns Zaudern

Hans-Gerd Öfinger denkt, dass die Metall-Arbeitgeber mehr Druck brauchen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit hohen Erwartungen haben seit Jahresbeginn über 950 000 Metaller an Warnstreiks teilgenommen. »Wir haben keinen Grund zur Zurückhaltung«, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann im Oktober. Angesichts »glänzender Geschäftsergebnisse« müssten die 3,9 Millionen Beschäftigten am Gewinn teilhaben. Notfalls werde man 24 Stunden oder unbefristet streiken.

Jetzt hat die IG Metall-Spitze die erwartete Entscheidung über eine Ausweitung der Warnstreiks allerdings um weitere 24 Stunden vertagt. Obwohl in den Verhandlungen laut Hofmann »die Unterschiedlichkeit der Vorstellungen eher größer geworden« sei, wolle man »im Gespräch mit den Industriellen die Eskalation vermeiden«. Ob allein durch Hofmanns nächtliche Diplomatie tatsächlich ein kräftiges Lohnplus sowie Wahlarbeitszeitmodelle mit Teillohnausgleich, steht in den Sternen. Ganz zu schweigen von der schreienden Ungerechtigkeit, dass Beschäftigte im Osten immer noch länger arbeiten und weniger verdienen als im Westen.

Als größte europäische Gewerkschaft hat es die IG Metall in der Hand, die Idee der Arbeitszeitverkürzung in den Köpfen zu verankern. Der soziale Unmut braucht ein Ventil. Ein Metallerstreik könnte Zeichen setzen, europaweit ausstrahlen und zudem rechten Demagogen das Wasser abgraben. Doch so zaudernd, wie sich Hofmann nun gibt, ist der Erfolg in Gefahr.

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