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»Ein Start unter neutraler Flagge ist totaler Quatsch!«

Claudia Pechstein fliegt zu ihren siebten Winterspielen. In Südkorea wird sie erneut die ewige Kritikerin geben - auch beim Thema Russland

  • Emanuel Reinke
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie kam wieder auf, diese spezielle Vorfreude auf Olympia, die Claudia Pechstein antreibt wie sonst nur die Wut auf ihre als Unrecht empfundene zweijährige Sperre vor rund neun Jahren. Die Eisschnellläuferin trug eine schwarze Weste des »Team Deutschland« und hielt lächelnd die Maskottchen Soohorang und Bandabi in den Händen, als sie im Kreise der Berliner Starter am Dienstagabend in nobler Adresse am Brandenburger Tor zu den Winterspielen nach Pyeongchang verabschiedet wurde.

Die Zeremonie ist für Pechstein nicht neu, die kommenden Spiele werden die siebten der deutschen Rekordolympionkin sein. Vieles wird ihr vertraut sein. Die 45-Jährige lernte das Leben im Athletendorf und den besonderen Rummel der Spiele bereits 1992 in Albertville kennen. Die fünfmalige Olympiasiegerin, die als Medaillenkandidatin über 5000 Meter gilt, könnte bei der Eröffnungsfeier am 9. Februar die deutsche Fahne tragen. Das wäre selbst in der langen Karriere Pechsteins ein Novum.

Vor Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen. 2009 wurde Pechstein wegen erhöhter Blutwerte vom Weltverband ISU für zwei Jahre gesperrt. Sie erklärte den Befund mit einer vererbten Blutanomalie und kämpft seitdem vor Gericht um Schadenersatz und Wiedergutmachung. Anders als die ISU hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) um Präsident Alfons Hörmann die Berlinerin längst öffentlich rehabilitiert.

Die Zeiten ändern sich. Pechstein nicht. Sie pflegt das Image der ewigen Kämpferin. Mit »siegen oder sterben« umschreibt Pechstein martialisch die juristische Auseinandersetzung mit der ISU. Mit Kritik spart sie selten. Auch vor der Abreise nach Südkorea teilte sie aus.

Besonders das Internationale Olympische Komitee (IOC) und Präsident Thomas Bach bekamen ihr Fett weg. Der Olympiastart russischer Sportler unter neutraler Flagge sei »totaler Quatsch. Entweder man sperrt des Dopings überführte Sportler für zwei Jahre - mich hat man sogar ohne positiven Test gesperrt -, oder man lässt nicht des Dopings überführte Sportler ganz normal unter der Flagge ihres Landes starten«, sagte Pechstein. »Diese Entscheidung zeigt für mich nur, dass die Entscheider im IOC keinen Hintern in der Hose haben.«

Klare Ansagen sind auch in Pyeongchang von ihr zu erwarten, im Vordergrund soll aber der Sport stehen. Auf der Eisbahn in Gangneung feierte sie bei der WM im Vorjahr Erfolge und holte Silber. In Bestform ist Pechstein mindestens auch jetzt eine Medaille zuzutrauen - 26 Jahre nach ihrer Olympiapremiere. SID/nd

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