Friedensdialog mit der ELN-Guerilla gescheitert

Rebellenorganisation startet neue Offensive mit zahlreichen Anschlägen / Präsident Santos sieht nur noch wenige Chancen auf einen Dialog

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Rio de Janeiro. Ernüchterung im kolumbianischen Friedensprozess: Nach neuen Anschlägen der ELN-Guerilla erteilte Präsident Juan Manuel Santos der Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen am Samstag eine Absage. Zuvor verübten die linken Rebellen im Bundesstaat Cesar im Nordosten Kolumbiens Sprengstoffanschläge auf eine Brücke und eine Landstraße.

»Nun wird es schwierig, den Dialog wieder aufzunehmen«, sagte Santos lokalen Medien zufolge. Es sei nicht nachzuvollziehen, dass die ELN einerseits über Frieden verhandeln wolle und gleichzeitig Anschläge verübe, erklärte das Staatsoberhaupt.

Die Anschläge sind offenbar Teil einer neuen Offensive, die die ELN vor einigen Tagen ankündigte. In mehreren Bundesstaaten wollen die Guerilleros mit militärischen Aktionen Präsenz zeigen und das öffentliche Leben für einige Tage lahmlegen, wie die Zeitung »El Espectador« in ihrer Onlineausgabe berichtete.

Nach Regierungsangaben sind bei ELN-Aktionen seit Jahresbeginn 19 Menschen getötet worden. Das Militär hat demnach über Hundert Guerilleros getötet, verletzt oder festgenommen.

Anfang Januar war eine gut dreimonatige Waffenruhe zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla ausgelaufen. Seitdem verüben die Guerilleros wieder Anschläge auf die Infrastruktur und Militärposten. Als Reaktion auf die neuen Gefechte setzte Präsident Santos die im Februar 2017 in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito begonnenen Friedensgespräche auf unbestimmte Zeit aus.

Die Feuerpause zwischen Regierung und Guerilla, die zu einem deutlichen Rückgang von Gewalttaten in den Regionen mit ELN-Präsenz geführt hat, war das bisher wichtigste Ergebnis der Friedensverhandlungen. Mit der größeren Farc-Guerilla unterzeichnete die Regierung bereits im Dezember 2016 einen umfassenden Friedensvertrag.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben. epd/nd

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