Gegenwind für Waffenlobby

US-Unternehmen kappen Kooperation mit NRA

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Gucci steht eigentlich für Luxus. Doch nun hat das italienische Modehaus auch ein politisches Zeichen gesetzt. Nicht nur die Gedanken der Mitarbeiter seien am 24. März bei der geplanten Schülerdemonstration für schärfere Waffengesetze in den USA. Das Unternehmen will auch eine halbe Million Dollar für den »March For Our Lives« spenden. Andere Firmen zeigen ebenfalls Flagge, wobei massiver Druck in sozialen Netzwerken entscheidend dazu beigetragen haben dürfte. Der Hashtag BoycottNRA stand im Twitter-Ranking in den vergangenen Tagen ganz weit oben.

Zuerst hatte die First National Bank of Omaha angekündigt, nach entsprechendem »Kunden-Feedback« einen Vertrag mit der National Rifle Association (NRA) für eine Visa-Kreditkarte nicht zu verlängern. Dann folgten u.a. Versicherer und Autovermieter wie die Avis Budget Group, Hertz und Enterprise, die ankündigten, Partnerschaftsprogramme zu kündigen. Am Wochenende kamen die Fluggesellschaften Delta Air Lines und United Airlines hinzu. Auch die Umzugsunternehmen Allied Van Lines und North American Van Lines beendeten die Zusammenarbeit. Für die fünf Millionen NRA-Mitglieder bedeutet das: keine Vergünstigungen und Rabatte mehr. Die Bank of America, will jetzt ihre Beziehungen zu Waffenschmieden überprüfen und Einfluss darauf nehmen, dass sich Massaker mit Sturmgewehren nicht mehr wiederholen.

Dieser Gegenwind ist neu für eine der mächtigsten Lobbyorganisationen im Land. Vor allem republikanische Politiker hängen am Spendentropf der NRA, der 2016 mit fast 400 Millionen Dollar gefüllt gewesen sein soll. Doch die Waffenlobby schießt zurück: Die Firmen seien einfach nur politisch und staatsbürgerlich »feige«. Auch nach den jüngsten Toten sieht man die Schuld bei anderen, verweist auf Mängel und Fehler bei der Schulsicherheit, bei Polizei und anderen Behörden, im Gesundheitswesen bei der Versorgung psychisch Kranker usw. Einen Zusammenhang mit den laschen Gesetzen will man nicht erkennen und pocht auf das in der US-Verfassung verankerte heilige Recht auf Waffenbesitz.

Und Präsident Donald Trump? Der versprach zwar in einem Gespräch mit seinem rechten Lieblingssender Fox News schon bald »ein großartiges Gesetz« im republikanisch dominierten Kongress, doch soll es über bisherige Ankündigungen wie gewisse Änderungen bei den Überprüfungen von Waffenkäufern nicht hinausgehen. Und er will nicht von seinem scharf kritisierten Plan lassen, Lehrer zu bewaffnen. Dabei sieht er seine Regierung nicht in der Pflicht, Maßnahmen zum Schutz vor Amokläufen an Schulen zu finanzieren. So sei es »Sache der Staaten«, einen Lehrer an der Waffe auszubilden und ihm dafür einen Bonus zu zahlen, twitterte Trump am Wochenende.

Während mehrere Bundesstaaten tatsächlich die Bewaffnung von Pädagogen erwägen, haben sich Lehrerverbände und Strafverfolgungsbehörden entschieden dagegen ausgesprochen. Niemand sei ein größerer Verfechter des Grundrechts auf Waffenbesitz als er, und die bei der NRA seien »großartige Leute«, ließ der US-Präsident am Wochenende erneut wissen. Über 125 000 Ausbilder der 1871 gegründeten Organisation trainieren heute jährlich etwa eine Million Waffenbesitzer im Umgang mit Gewehren, Pistolen und Munition. Doch selbst NRA-affine Parteifreunde scheinen umzudenken. Floridas Gouverneur Rick Scott etwa will am Montag im Kongress des Bundesstaats einen Gesetzentwurf einbringen, der u.a. das Alter für Gewehrkäufe auf 21 heraufsetzt.

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