Sie konnte Ungerechtigkeit nicht ertragen
Ivana Hoffmann starb als 19-Jährige im Kampf gegen den Islamischen Staat - Freunde und Genossen gedenken ihrer mit einem Festival
Am 7. März vor drei Jahren starb Ivana Hoffmann mit 19 Jahren bei einem nächtlichen Überraschungsangriff des »Islamischen Staates« im nordsyrischen Tel Temir. Die aus Duisburg stammende Jugendliche schloss sich im Frühjahr 2014, als Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP), dem Befreiungskampf der kurdischen Bevölkerung in Nordsyrien beziehungsweise Rojava an und kämpfte dort in einer internationalistischen Einheit.
Wie würde man Ivana charakterisieren? Sie sei ein lebhafter und freudiger Mensch gewesen, sagen ihre Freunde, heute drei Jahre nach ihrem Tod in Rojava. »Wenn Ivana einen Raum betreten hat, dann hat es nicht lange gedauert, bis alle im Raum gelacht haben«, erinnert sich Robert, ein langjähriger Freund Ivanas. »Ivana war in Duisburg und besonders in ihrem Viertel in Meiderich bekannt wie ein bunter Hund. Mit ihr war es kaum möglich, über die Straße zu gehen, ohne dass sie vier bis fünf Leute getroffen hat, die sie kannte«, so Robert.
Ivana wuchs als Tochter einer deutschen Arbeiterin und eines togolesischen Vaters in einfachen Verhältnissen in Emmerich und Duisburg auf. Bereits mit 14 Jahren politisierte sich die junge Frau und wurde wenig später Pressesprecherin eines Duisburger SchülerInnenbündnisses. Später engagierte sie sich auch darüber hinaus, wurde Mitglied der sozialistischen Jugendorganisation »Young Struggle« (Junger Kampf) und lernte insbesondere den kurdischen Befreiungskampf kennen und schätzen. Ivana wird als friedliebender Mensch beschrieben, die Beteiligung am bewaffneten Kampf, war für sie dabei aber keinesfalls ein Widerspruch.
»Jetzt im Nachhinein kann ich auch nachvollziehen, was Ivana getan hat, warum und wo sie sich engagiert hat«, resümiert auch Ivanas Mutter Michaela Hoffmann heute. Sie verfolgte die politischen Aktivitäten ihrer Tochter bereits vor Jahren. So war sie etwa dabei, als Ivana ihren ersten Vortrag über die Entstehung und Entwicklung der kurdischen Frauenguerilla hielt. »Ich bin stolz auf Ivana und was sie getan hat«, sagt Michaela Hoffmann.
In Duisburg hält der »Freundeskreis Ivana Hoffmann« seit drei Jahren das Andenken an Ivana Hoffmann aufrecht. Im Freundeskreis sind neben ihrer Mutter und politischen Weggefährten auch langjährige Freunde von Ivana Hoffmann aktiv. In diesem Jahr wird der Freundeskreis zum vierten Mal ein Ivana-Hoffmann-Festival in Duisburg organisieren.
»Ivana hatte vor allem ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, sie konnte Ungerechtigkeit nicht ertragen«, erinnert sich ihr Freund Onur. »Egal wo Menschen leiden, sei es in Deutschland, Afrika oder Kurdistan - Ivana hat es immer auch als ihr Leid gespürt.« Nun würde er sich von ihrem »Gerechtigkeitssinn« inspirieren lassen.
Ivanas Grab befindet sich in der unmittelbaren Nähe zu Dutzenden Gräbern von Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee, welche in deutscher Gefangenschaft den Tod fanden. Ihre Freundin Sarah blickt rechts auf Ivanas Grab und links auf die Gräber der Rotarmisten und lächelt: »Es ist schön zu wissen, dass Ivana hier als Freiheitskämpferin nicht alleine ist. Auch Ivana ist als Kommunistin im Kampf gegen den Faschismus gefallen«, meint Sarah nachdenklich.
»Dass heute auch Menschen, die Ivana gar nicht kannten, sie als Vorbild nehmen und Kraft aus Ivanas Schicksal ziehen können, ist wirklich beeindruckend«, freut sich Sarah. »Ivana hat uns gezeigt, dass wir Grenzen überwinden können, wenn wir es wirklich wollen.«
Auch dieses Jahr werden sich an Ivanas Todestag wieder Familie, Freunde und Genossen in Duisburg treffen und gemeinsam an Ivana, persönliche Erlebnisse mit ihr und ihren Kampf in Rojava denken.
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