Zurück zu Oma nur mit Internet

Andreas Fritsche über Probleme einer Rückkehr in die alte Heimat

  • Lesedauer: 2 Min.

Sind die Analysen zur Entwicklung Brandenburgs noch zeitgemäß? War und ist die Annahme richtig, dass die Bevölkerung weiter dramatisch schrumpfen wird? Mit diesen Fragen beschäftigt sich jetzt die LINKE. Eine Stadt wie Cottbus verlor seit 1990 immer nur Einwohner, musste Häuser abreißen und konnte den Negativtrend nur notdürftig kaschieren, indem sie Vororte eingemeindete. Jetzt aber sind die Wohnungen dort knapp geworden - und dabei liegt Cottbus nicht im Berliner Speckgürtel, dem allein ein Bevölkerungswachstum vorhergesagt war.

Das heißt aber noch lange nicht, dass Brandenburg überall wächst und gedeiht. Es gibt die Rückkehrwilligen, die ab den 1990er Jahren auf der Suche nach Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen die Heimat verließen und ihr Glück in Westdeutschland suchten. Dort sind sie nicht alle glücklich geworden. Es fehlen die Familien und die alten Freunde, das gewohnte Umfeld mit den schönen Erinnerungen aus Kindertagen. Das Heimweh plagt.

Jobs sind inzwischen in Brandenburg zu finden. Fachkräfte werden gesucht. Aber die Bezahlung ist im Durchschnitt schlechter als im Westen. Kitaplätze sind vorhanden, aber die Gebühren sind in einigen Städten und Gemeinden unverschämt hoch. Schnelle Internetverbindungen lassen auf dem Lande schon lange auf sich warten, und das schreckt junge Leute heutzutage ab.

»Brandenburg, es kann so einfach sein«, lautet ein derzeit heftig diskutierter Vorschlag für einen neuen Werbeslogan des Landes. Es könnte tatsächlich einfach sein. Ist es aber nicht.

Werbung ist nicht verkehrt, und Fördermittel für Rückkehrer-Initiativen sind sicherlich gut investiertes Geld. Damit ist es aber nicht getan. Wegen der herrlichen Landschaft beispielsweise mit den ausgedehnten Wäldern und den vielen Seen im Norden Brandenburgs kommen vielleicht die Touristen. Zum Arbeiten und Leben, zum groß werden und zum alt werden, braucht es aber mehr.

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