Professorin und Provokateurin

Personalie

  • Christian Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Camille Paglia ist empört. Ihr aktuelles Buch »Free Women, Free Men«, eine Aufsatzsammlung, wurde in der deutschen Ausgabe stark verändert. Gegenüber der »Süddeutschen Zeitung« spricht sie von »Verstümmelung meines geistigen Eigentums«. Der Verlag, bei dem das Buch unter dem Titel »Frauen bleiben, Männer werden« erschienen ist, heißt Antaios und wird von dem neurechten Impresario Götz Kubitschek geführt. Dieser weißt den Vorwurf inhaltlicher Verfälschung zurück. Paglia ist seit 1984 Professorin für Geistes- und Medienwissenschaften an der University of the Arts in Philadelphia in den Vereinigten Staaten. Die 71-Jährige stammt aus einer italienischen Einwandererfamilie und bezeichnet sich selbst als Feministin.

Wie geht das mit den Neurechten zusammen? Paglia schreibt öffentlichkeitswirksam gegen alles an, was auch die sogenannte neue Rechte in Deutschland auf die Palme bringt. In ihrem Buch spricht sie von einer skrupellosen Gedankenpolizei und der »Plage der politischen Korrektheit und Angriffen auf die Meinungsfreiheit«. Der Text erschien 2017 erstmals nach dem militant verhinderten Auftritt eines Redakteurs der extremen Rechten in Berkeley.

Im Kontext der Metoo-Debatte gab Paglia zu bedenken, die Einführung starrer Verhaltensnormen in Bezug auf Sexualität wären in den darstellenden Künsten fehl am Platz, ja könnten sogar die Kreativität selbst beeinträchtigen. Spezielle Schutzmaßnahmen für Frauen seien ohnehin der falsche Weg. Bereits Anfang der 1990er Jahre schrieb Paglia zu Vergewaltigungen an amerikanischen Hochschulen: »Eine junge Frau, die sich auf der Party einer Studentenverbindung volllaufen lässt, ist ein Dummkopf.« Für sie sei das keine Täter-Opfer-Umkehr, sondern lediglich gesunder Menschenverstand.

Die vielfältige Anschlussfähigkeit an rechtes Denken und die Lust an der Provokation machen auch verständlich, dass Paglia bereits 2010 auf einem Poster des Antaios Verlags abgebildet war.

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