Wälder und Parks verkommen zu Abfallhalden

Umweltverbände machen gegen Müll in der Brandenburger Natur mobil - Schwerpunkt ist Plastikabfall

  • Christian Bark
  • Lesedauer: 3 Min.

Die zunehmende Vermüllung von Wäldern und Seen bereitet auch den Umweltverbänden große Sorgen. »Es gibt in der Brandenburger Natur viel mehr Müll, als man auf den ersten Blick erkennt«, sagte Anja Zubrod vom Landesjugendverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) in Potsdam. Teilweise bestehe die ganze erste Waldbodenschicht aus Unrat. Das müsse die Bürgerinitiative »Potsdamer Plastik Piraten«, die seit Ende 2016 beim BUND angesiedelt ist, bei ihren Müllsammelaktionen immer wieder feststellen.

»Beim Müllsammeln stoßen wir oft auf größere Ansammlungen von Hausrat. Viele Bürger nutzen offensichtlich die Wälder als erweiterten Mülleimer«, berichtete Zubrod. Viermal im Jahr trommelt die Initiative Freiwillige für die gemeinsamen Aktionen zusammen. Dann reinigen sie Potsdam und Umgebung von herumliegenden Plastikmüll.

»Brandenburg hat viele Gewässer und Flüsse, über die Plastik ins Meer gelangt. Darum steht bei uns das Sammeln von Müll in Ufernähe im Fokus«, erklärte die BUND-Referentin. Die randvoll gefüllten Müllsäcke würden dann von der Potsdamer Stadtentsorgung abgeholt.

Die Initiative hat, wie Anja Zubrod berichtete, auch schon bei einem Forschungsprojekt mitgemacht, bei dem Mikroplastik aus den Flüssen Nuthe und Havel gefischt und zu Forschungszwecken eingeschickt worden sei. Darüber hinaus stehe aber das Thema Müllvermeidung ganz oben auf der Programmliste bei Veranstaltungen der »Potsdamer Plastik Piraten«. So habe es Ende vergangenen Jahres beispielsweise ein Treffen unter dem Motto »Weihnachten ohne Plastik« gegeben.

Wie viel Plastikmüll inzwischen tatsächlich Brandenburgs Gewässer und Böden verunreinigt, darüber gibt es noch keine Erhebungen, wie Katharina Istel vom Naturschutzbund (Nabu) in Berlin informiert. »Aktuell startet das Umweltbundesamt ein Forschungsvorhaben zum Littering«, so Istel. Bei einer Zählstudie zum »Littering« (Vermüllung) sind demnach auch Institutionen, Schulen, Vereine sowie Bürger zum Mitmachen aufgerufen.

Im Rahmen der Studie, die während der europaweit organisierten »Let's Clean Up Europe«-Kampagne stattfinden wird, können freiwillige Helfer Art und Menge des entdeckten Abfalls mit Hilfe einer »Zähl-App« erfassen. Die Zählstudie wurde im März gestartet und läuft noch bis Mai. Das nächste »Clean Up« in Brandenburg findet am Samstag, den 14. April ab 10 Uhr am Pätzer Tonsee nahe der Autobahn A13 bei Groß Köris (Dahme-Spreewald) statt, gab Nabu-Aktivistin Katharina Istal bekannt.

Zudem ruft der Naturschutzbund jedes Jahr im September zum »International Coastal Cleanup Day«, also zum Internationalen Küstenreinigungstag, auf. Im vergangenen Jahr war dabei die Nabu-Ortsgruppe in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) mit Schülern entlang der Ufer des Grienericksees unterwegs. Der bis zu 14 Meter tiefe See wird vom Rhin durchflossen und gehört zum Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. 31 Kilogramm Müll sammelten die Schüler während der anderthalbstündigen Aktion, so Istel. dpa

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