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Peter Grünberg

18. 5. 1939 - April 2018

Was Physiknobelpreisträger erforscht haben, war in den letzten Jahrzehnten Laien kaum mehr zu erklären. Das gilt im Prinzip auch für den 1988 am Forschungszentrum Jülich entdeckten sogenannten Riesenmagnetowiderstand. Doch als dessen Entdecker, der im tschechischen Pilsen geborene Physiker Peter Grünberg, dafür im Jahre 2007 den Nobelpreis bekam, war zumindest der praktische Nutzen der Entdeckung für so ziemlich jeden leicht nachvollziehbar.

Denn dank dieses Effekts konnte der Computerkonzern IBM im Jahre 1997 verbesserte Leseköpfe für Festplatten bauen. Erst mit diesen empfindlichen Leseköpfen konnte das Fassungsvermögen der seit fast 30 Jahren äußerlich unveränderten Computerfestplatten von wenigen Gigabyte in den Terabyte-Bereich vergrößert werden. Die Lizenzeinnahmen des Forschungszentrums durch Grünberg beliefen sich über Jahre auf zweistellige Millionenbeträge.

Dabei war Grünberg keineswegs ein Physikschüler nach dem Geschmack der Lehrer. Wie er vor Schülern einmal erzählte, habe ihm eine Zwei als Note völlig gereicht. StS

Martin Löwenberg

12. 5. 1925 - 2. 4. 2018

Was ist das für ein Staat, in dem ein 77-Jähriger, der die Hölle deutsch-faschistischer Konzentrationslager erlitten hat, wegen Aufrufs zum Widerstand gegen den Aufmarsch neuer Nazis verurteilt wird? Schande über diesen Staat! Er nennt sich Bundesrepublik Deutschland. Das Amtsgericht München tat diese Ungeheuerlichkeit 2002 Martin Löwenberg an.

In der Jugend ein talentierter Boxer, musste er im NS-verseuchten Breslau Sport und Lehre an den Nagel hängen - weil sein Vater Jude war. Mit seinem ein Jahr älteren Bruder Fred reihte er sich in den antifaschistischen Widerstand in Schlesien ein. Zunächst wurde Fred verhaftet und nach Buchenwald deportiert, im Jahr darauf Martin Löwenberg ins KZ Flossenbürg. Während für Fred die DDR die neue Heimat wurde, kämpfte Martin Löwenberg gegen Rassismus, Antisemitismus und Militarismus in der Bundesrepublik. Der linke Sozialdemokrat saß nach dem KPD-Verbot wegen der Unterstützung von Kommunisten 16 Monate in Einzelhaft und wurde auch als Mitglied der Grünen, die er in den 1990er Jahren enttäuscht wieder verließ, vom Verfassungsschutz bespitzelt. Sein nach wie vor gültiges Vermächtnis: »Die Farbe des Antifaschismus ist nicht rot - sondern bunt wie die Spektralfarben des Regenbogens.« ves

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