Gebt mir einen Hammer!

Jürgen Amendt über den Wert der Stenografie

  • Lesedauer: 2 Min.

Eine kleine Preisfrage: Auf welchem Medium lassen sich Informationen und Nachrichten an die Nachwelt am sichersten und Langfristigsten speichern? Nein, es ist nicht die Datencloud im World Wide Web, und nein, auch der USB-Stick, die PC-Festplatte, die CD oder die gute alte HD-Diskette eignen sich nicht wirklich zum langfristigen Speichern. Etwas mittels Schreibmaschine oder - ganz altmodisch - per Bleistift oder Tintenfeder zu Papier zu bringen, ist zwar erfolgsversprechender, aber auch nicht die beste Methode, Informationen so zu archivieren, dass auch in hundert Generationen die Menschheit noch vom Erfahrungsschatz ihrer Ahnen profitieren können. Wer Geschriebenes der Nachwelt hinterlassen will, sollte seine Sätze auf Stein ritzen. Während Papyrus, Papier, Bits und Bytes vergänglich sind, bleibt das Gemeißelte fast ewig erhalten; originale Schriftsätze aus der Zeit von Kaiser Augustus sind so gut wie nicht überliefert, die in Stein gehauenen 4000 Jahre alten Hieroglyphen der Ägypter dagegen schon.

Diese kleine Geschichte soll verdeutlichen, dass auch in einer Zeit, in der wir unsere Daten nicht einmal auf physischen Speichermedien vor Ort sichern, sondern auf Servern rund um den Erdball verteilt, alte Kulturtechniken des Schreibens und Archivierens noch ihre Berechtigung haben. Das gilt ebenso für die Kurzschrift, auch Stenografie genannt. Einst war sie unter Schülern kaufmännischer Schulen gefürchtet und man sagte ihr mit Aufkommen des PC und von Textverarbeitungsprogrammen, die sogar das gesprochene Wort in Schrift umwandeln können, ihr Ende voraus. Die Vorhersagen haben sich offenbar als falsch erwiesen.

Vielleicht erlernen manche demnächst wieder die Kunst, mit einem Hämmerchen und einem Meißel Zeichen in Stein zu hauen. Sicher ist sicher!

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