Dumpfer Rechtspopulismus

Jürgen Amendt über den Kreuz-Streit zwischen der CSU und den Bischöfen

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn ein führender Repräsentant der CSU einen katholischen Bischof attackiert, dann ist das mehr als nur ein Geplänkel zwischen einer sich christlichen nennenden Partei und den Vertretern einer christlichen Kirche. Wie groß der Riss zwischen der CSU und den Konservativen mittlerweile ist, sieht man am Streit zwischen der CSU und den katholischen Bischöfen über die von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verfügte Zwangsbekreuzung bayerischer Behörden ab dem 1. Juni. Die Behauptung von Parteichef Seehofer, das Kreuz sei »Ausdruck der christlichen Prägung Bayerns«, verbunden mit einer verbalen Attacke gegen den Münchner Kardinal Reinhard Marx, der in einer Kreuzpflicht eine Spaltung der Gesellschaft sieht, zeigt, wie weit sich die CSU-Führung bereits vom Konservativismus verabschiedet hat und ihr Heil in einem dumpfen Rechtspopulismus sucht.

Der christliche Glaube war einst der Kitt, der die Gesellschaft hierzulande zusammenhielt. Heute wird er von der CSU als Mittel im Kulturkampf gegen den Islam und gegen die Linke missbraucht. Im besten konservativen Sinne wollen die Bischöfe etwas bewahren, was von der CSU aufgegeben wurde: den Zusammenhalt der Gesellschaft. Zwischen der CSU und der katholischen Kirche bestand viele Jahrzehnte eine Allianz. Sie beginnt zu erodieren.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.