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Robert D. Meyer über eine Niederlage für die AfD

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Superlative ist die Öffentlichkeit von der AfD gewohnt, Übertreibungen gehören zum Standard der Rechten, um sich medial Gehör zu verschaffen. Desaströs wird es für sie aber, wenn auf laut gebrüllte Ankündigungen kleinlaute Pleiten folgen. 10.000 Teilnehmer wollte die Partei zur »Großdemo« mobilisieren, nur etwa 3000 sind nach Berlin gekommen. Das ist nur knapp über dem selbst gesteckten Minimalziel und um ein Vielfaches weniger, als die Zivilgesellschaft als Zeichen gegen die Hassparolen auf die Straße brachte. Dieses klare Kräfteverhältnis macht Mut, dass dem Rechtstrend in der Gesellschaft doch noch Einhalt geboten werden kann.

Der AfD-Aufmarsch zeigt zudem: Zwar kann die Partei an der Wahlurne inzwischen mit einem gefestigten Wählerpotenzial von bundesweit über zehn Prozent rechnen, doch von der oft propagierten »Volksbewegung« sind die Rechten noch weit entfernt. In den Mühen des politischen Alltags gehört eben mehr dazu, als ein paar provokante Parolen zu brüllen. Nah dran ist die AfD dagegen - trotz aller Beteuerungen - an einem Schulterschluss bis tief hinein ins rechtsradikale Lager.

Auch wenn es die Partei anders verkaufen wird: Für sie war der Sonntag eine Niederlage. Ihr wurde die Grenze des eigenen Potenzials vor Augen geführt. Gewonnen ist die politische Auseinandersetzung mit dem sich ausbreitenden Menschenhass damit natürlich nicht. Es war aber ein Signal, dass dieser eben keine unumkehrbare Entwicklung ist.

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