Ein Fuchs

Personalie

Frank Steffel, Dr. Frank Steffel. Der Doktortitel ist dem CDU-Bundestagsabgeordneten ja noch nicht aberkannt worden. Die Freie Universität (FU) prüft die Plagiatsvorwürfe erst einmal. Promoviert hat der Teppichhändler aus dem West-Berliner Bezirk Reinickendorf zum Thema »Bedeutung und Entwicklung der Unternehmer in den neuen Bundesländern nach der deutschen Einheit 1990«. Auf 260 Seiten sollen mindestens 15 Seiten aus Quellen übernommen sein, ohne dies vorschriftsmäßig als Zitat zu kennzeichnen.

Der Politiker erklärt: »Ich habe volles Vertrauen in die Gremien der FU.« Vor ihn stellt sich Volkswirtschaftsprofessor Dietrich Winterhager, der Steffels Doktorarbeit in den Jahren 1991 bis 1999 betreut hatte. Die gewählte Zitierweise habe den damals üblichen Regeln entsprochen. Steffel habe »ersichtlich keine Täuschungsabsicht gehabt«, versichert Winterhager. »Und ich bin auch objektiv nicht getäuscht worden, da ich die zitierten Texte kannte, die Übernahmen erkannte und die Zitierweise für ausreichend erachtete.«

Demnach muss sich Dr. Steffel für seinen Titel nicht schämen. Peinlich bleiben seine Ausrutscher im Wahlkampf 2001, als er Regierender Bürgermeister von Berlin werden wollte, aber München als die schönste Stadt Deutschlands bezeichnete, oder als er bei einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz mit Eiern beworfen wurde und sich hinter dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) versteckte, oder als er gegen ein Mitregieren der PDS schwadronierte, jedoch die frühere SED-Größe Günter Schabowski als Berater präsentierte. Die Berliner CDU war in den Strudel eines Bankenskandals geraten. Steffel hatte deshalb sowieso keine Chance gegen Klaus Wowereit (SPD). Doch er stellte sich zur Verzweiflung seines Teams extrem ungeschickt an. Die Kampagne war ein Desaster. Das hängt ihm bis heute an.

Trotzdem gibt es abseits der Politik auch Grund zur Freude. Kürzlich konnte Steffel jubeln, als die Handballmannschaft Füchse Berlin den Europapokal gewannen. Er ist der Vereinspräsident.

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