Werbung
  • Politik
  • Kriegsverbrechen in Syrien

Amnesty erhebt schwere Vorwürfe gegen US-Koalition

Hunderte Zivilisten bei Angriffe auf Rakka getötet, Tausende verletzt / Bericht kritisiert Einsatz unpräziser Waffen in dicht bewohnten Stadtteilen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen die USA, Großbritannien und Frankreich im Syrien-Konflikt. Die Koalition unter US-Führung habe bei ihren Angriffen auf die Terroristenhochburg Rakka in Syrien Hunderte Zivilisten getötet, heißt es in einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Bei den vor einem Jahr begonnenen Militäroperationen auf die Hochburg der Terrororganisation »Islamischer Staat« seien zudem Tausende Bewohner verletzt worden. Die Angriffe könnten als Kriegsverbrechen bewertet werden.

Die hohen Opferzahlen und das Ausmaß der Zerstörung in Rakka ließen daran zweifeln, dass die Streitkräfte der Koalition genug getan hätten, um zivile Opfer zu vermeiden, erklärte der Nahost-Experte der Organisation, Ilyas Saliba. Er beschuldigte das US-Militär des Einsatzes unpräziser Waffen in dicht bewohnten Stadtteilen. Laut Völkerrecht müssten die Kriegsparteien Zivilisten schonen.

Die Streitkräfte der USA, Großbritanniens und Frankreichs hätten zwischen dem 6. Juni und 12. Oktober 2017 Zehntausende Luftangriffe auf Rakka geflogen. Mehr als 90 Prozent davon verantworteten laut Amnesty die US-Einheiten. Die Koalition sowie verbündete kurdische Milizen konnten schließlich den »Islamischen Staat« aus Rakka vertreiben.

Amnesty forderte die Koalition auf, unabhängige Untersuchungen in die Wege zu leiten und Überlebenden und Hinterbliebenen eine angemessene Wiedergutmachung zu ermöglichen. Deutschland müsse sicherstellen, dass Bilder aus Bundeswehr-Aufklärungsflügen über Syrien, die an andere Koalitionsmitglieder weitergegeben werden, nicht zu unverhältnismäßiger Gewalt gegen Zivilisten führten, verlangte Saliba.

Lesen Sie auch: Die Leiche lebt – Der Kampf gegen den Islamischen Staat stockt, die Dschihadisten sammeln sich neu

Amnesty-Mitarbeiter sprachen im Februar 2018 vor Ort mit 112 Zeugen und Überlebenden der Angriffe und besuchten 42 Orte in Rakka, an denen Angriffe durch Mörser, Artillerie und Luftstreitkräfte stattgefunden hatten. Im Syrienkonflikt starben seit 2011 Hunderttausende Menschen. Das Regime des Machthabers Baschar al-Assad eroberte große Teile des Landes von Aufständischen zurück. In einzelnen Gebieten herrschen noch Rebellen und Terrorgruppen, der »Islamische Staat« gilt als weitgehend abgedrängt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal