Reparieren, Sortieren, Verpacken

In den Strafanstalten arbeiten mehr als tausend Insassen, 20 Häftlinge schlossen 2017 eine Ausbildung ab

  • Lesedauer: 2 Min.

Insassen in Berliner Gefängnissen haben im Vorjahr knapp 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Kosten für Beschäftigung und Qualifizierung lägen aber um ein Vielfaches über den Einnahmen, teilte die Senatsverwaltung für Justiz mit. »Mit der Arbeit von Gefangenen werden keine Gewinne erwirtschaftet, das ist auch nicht das Ziel«, sagte ein Sprecher der Justizverwaltung.

Gefangene reparieren Schuhe, Autos und Fahrräder oder polstern Sofas, waschen Wäsche und drucken Broschüren. Mit der Beschäftigung sollen sie auch einen strukturierten Tag erlernen und fit für die Zeit nach der Haft werden, hieß es. Derzeit sitzen rund 4000 Straftäter im Gefängnis. 2017 war etwa jeder dritte der inhaftierten Straftäter in einem der Berliner Gefängnisbetriebe beschäftigt. In den Anstalten Moabit, Heidering, Plötzensee und im Frauengefängnis können Unternehmen von draußen Arbeiten in Auftrag geben. Darunter seien Sortier- und Verpackungsarbeiten für Discounter, Verlage, Möbelfirmen und Elektrobetriebe. Viele Aufträge kämen auch von der öffentlichen Hand, so zur Renovierung von Schulen. Nur im neuen Männergefängnis Heidering ist auch eine externe Firma als Generalunternehmer tätig.

Der Lohn im Gefängnis liegt in diesem Jahr zwischen 9,87 und 16,44 Euro - pro Tag, abhängig von Schwierigkeitsgrad und Qualifizierung.

In fünf Gefängnissen können Insassen laut Justizverwaltung einen Beruf erlernen. 18 Ausbildungsgänge werden demnach angeboten, darunter in den Bereichen Gastronomie, Schlosserei, Schneiderei und Tischlerei. 2017 schafften rund 20 Häftlinge einen Abschluss.

Zuletzt hatte die Justizministerkonferenz der Länder beschlossen, Strafgefangene in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen. Der Beschluss soll nun vom Bund umgesetzt werden. In der Gefangenenzeitung »Lichtblick« hatten Berliner Inhaftierte im Vorjahr moniert, dass etliche keinen Arbeitsplatz bekämen. Betroffene würden über die Gründe aber nicht informiert und seien im Ungewissen. Das vergifte das Klima. »Rumgammeln in der Zelle« führe zu Verwahrlosung. Wenn viele beschäftigt seien, könnten alle profitieren. Die Arbeit hinter Gittern rücke den Inhaftierten wieder an ein normales Leben und vermittle Kompetenz, hieß es.

Laut Justizverwaltung ist das Angebot an Arbeitsstellen derzeit größer als die Nachfrage. »Das heißt aber nicht, dass für jeden Geschmack immer das Passende verfügbar ist«, so der Sprecher. dpa/nd

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