- Politik
- Sigmar Gabriel
Ein neuer Kollege
Sigmar Gabriel will jetzt als Autor Karriere machen
Sigmar Gabriel glaubt also, er habe noch etwas zu sagen. Nachdem der ehemalige SPD-Chef, Außenminister und Vizekanzler in der aktuellen Bundesregierung keinen Ministerposten zugesprochen bekommen hat, wird Gabriel künftig publizistisch tätig werden. Nach Eigenaussage wird er »Autor und Gesprächspartner« für die Zeitungen der Holtzbrinck-Gruppe. Dem Unternehmen gehören das »Handelsblatt«, der »Tagesspiegel«, die »Zeit« sowie die »Wirtschaftswoche«.
Holtzbrinck wollte den ehemaligen Minister ursprünglich als strategischen Berater gewinnen, doch Gabriel will offenbar nur das Schreiben zum Beruf machen. Und das Reden: Im November wird Gabriel ein »Fellowship« an der amerikanischen Eliteuniversität Harvard antreten und dort Vorlesungen halten. Seit April ist er Gastdozent an der Universität Bonn.
Des einst führenden Sozialdemokraten Weisheiten werden der Öffentlichkeit demnach erhalten bleiben. Man darf gespannt sein auf sozialpolitische Leitartikel (»erfolgreiche Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit« durch die Agenda 2010), Rechtspopulismus (»Pegida gehört zu Deutschland«), Netzpolitik (»Wir brauchen die Vorratsdatenspeicherung«) oder zum Nahostkonflikt (»Israel ist ein Apartheid-Regime«) - vielleicht schreibt er hierzu ja auch bald »mit letzter Tinte« ein Gedicht. Günter Grass’ israelfeindliches Gedicht verteidigte Gabriel damals ja auch gegen die »hysterische« Kritik.
Gabriel lässt selten eine Chance für starke Sätze aus. Sollte ihm das Honorar bei Holtzbrinck nicht ausreichen, wird der Ex-Minister nicht allzu hart fallen. Denn zugleich wird er Verwaltungsrat bei Siemens-Alstom, dem geplanten fusionierten Schienenfahrzeughersteller. Um hierbei den Anschein von Interessenkonflikten zu verhindern, muss er zwölf Monate auf diesen Job warten. Bis dahin wird er zur Feder greifen und irgendwo zwischen Jakob Augstein und Franz Josef Wagner seinen Platz für meinungsstarke und inhaltsschwache Texte finden.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.