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Reinwaschung der »Mitte«

Niklas Franzen über den problematischen Begriff des »Linksextremismus«

  • Niklas Franzen
  • Lesedauer: 1 Min.

»Linksextremismus - eine unterschätze Gefahr?« lautete der Titel einer Veranstaltung, die Donnerstagabend im ehemaligen Stasi-Gefängnis in Berlin stattfand. Nicht erst seit G20 ist der in den 1970er Jahren entstandene »Extremismus«-Begriff wieder en vogue. Die Kurzformel geht so: Es gibt zwei extreme Ränder - rechts und links - und eine Mitte. Wer dort nicht dazugehört, ist folglich ein »Extremist«. Dass der Begriff auf wissenschaftlich wackligen Beinen stellt, tut seiner Popularität keinen Abbruch.

Besonders problematisch: Der Begriff geht von einer Gleichwertigkeit bei beiden »radikalen Ränder« aus. Sind linke »Extremisten« wirklich so schlimm wie rechte »Extremisten«? Natürlich nicht. Wer linke Demonstranten mit mordenden Neonazis gleichsetzt, ist nicht nur historisch blind, sondern handelt vermutlich mit politischem Kalkül. Der »Extremismus«-Begriff hat nämlich eine reinwaschende Wirkung: Mit Verweis auf die angebliche Verfassungstreue und Gewaltlosigkeit der Mitte lassen sich schon mal der eigene Rassismus ausklammern oder die nächste Asylrechtsverschärfung schönreden. Mehr noch: Wegen angeblich »linksextremistischer Aktivitäten« wurden jüngst wieder linke Initiativen und Organisationen diskreditiert und verboten. Daher wundert es nicht, dass der »Linksextremismus« zu einer Standardvokabel der AfD geworden ist.

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