Der Kenner

Personalie

  • Benjamin von Brackel
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit dem neuen Chef der US-Umweltbehörde müsste es eigentlich ein kollektives Aufatmen unter den Mitarbeitern der Environmental Protection Agency (EPA) sowie bei Klimaschützern im ganzen Land geben. Schließlich hatte der von US-Präsident Donald Trump wegen zahlloser Skandale gefeuerte Ex-EPA-Chef Scott Pruitt alles dafür getan, die Behörde auszuhöhlen und Klimaschutzregulierungen einzustampfen.

Nachfolger Andrew Wheeler unterscheidet sich in mancherlei Hinsicht. Anders als Pruitt kommt er nicht als Außenseiter in die Behörde. Er kennt sie gut, schließlich hat er Anfang der neunziger Jahre selbst für sie gearbeitet. In den Jahren danach nutzte er sein Insider-Wissen als Lobbyist für die Kohlewirtschaft, darunter das Bergbauunternehmen Murray Energy und der Kraftwerksbetreiber Xcel Energy.

Anders als sein Vorgänger scheut Wheeler das Rampenlicht. Das brachte sein früheres Jobprofil mit: Als Kohlelobbyist konnte er umso effektiver arbeiten, je mehr er hinter den Kulissen agierte. Außerdem arbeitete Wheeler für Senator James Inhofe, einen bekennenden Klimaleugner, der als Chef des US-Umweltausschusses seit Jahren versucht, Klimaforscher zu diskreditieren.

Deshalb mag es auf den ersten Blick erstaunen, dass Wheeler im Interview mit der »Washington Post« erklärt: »Ich glaube, der Klimawandel ist real. Ich glaube, dass die Menschen das Klima beeinflussen.«

Doch der gelernte Anwalt aus Ohio machte zugleich klar, dass er das Aufgabengebiet der Behörde, speziell beim Klimaschutz, weiter beschneiden will: »Sie werden - zumindest unter meiner Leitung - nicht sehen, dass die EPA viel mehr zulegen wird.« Den Gesetzen aus dem Kongresse werde man folgen. Und den Vorgaben des Präsidenten. »Er hat einige Wahlversprechen gemacht, an deren Erfüllung wir hier arbeiten.«

Eines davon war die Renaissance der Kohleenergie. Wheeler hat nun angekündigt, den Clean Power Plan von Ex-Präsident Obama zu ersetzen. Das hatte er schon als Lobbyist versucht - jetzt kann er seine Mission vollenden.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.