Armut statt Auskommen

Grit Gernhardt ärgert sich über Mini-Renten und falsche Politik

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Leben lang arbeiten und dann im Alter den Ruhestand mit einer auskömmlichen Rente genießen - diese Rechnung geht für viele Menschen hierzulande schon lange nicht mehr auf. Fast die Hälfte aller heutigen Rentner muss ihren Lebensunterhalt mit weniger als 800 Euro bestreiten, das gibt die Bundesregierung unter Berufung auf Zahlen für 2016 zu.

Doch die reine Zahl der Niedrigrentenbezieher gebe keine Auskunft darüber, wer wie gut im Alter lebe, lässt sich aus der Antwort des Arbeitsministeriums beschwichtigend herauslesen. Es komme schließlich auf das Gesamteinkommen des jeweiligen Haushaltes an, und das sei in den Zahlen nicht erfasst. Dass viele Senioren aber allein leben, beziehungsweise ihre Partner ebenfalls niedrige Renten bekommen, lässt das Ministerium dabei außer Acht.

Doch selbst wenn das Gesamteinkommen allen Haushaltsangehörigen einen guten Lebensstandard im Alter sichern sollte, ist das keine annehmbare Rechtfertigung Hunderttausender Mini-Renten: Eigentlich sollten die Löhne so hoch und das gesetzliche Rentensystem so gut ausgestaltet sein, dass jeder im Alter auf eine angemessene Rente zurückgreifen kann. Dass das nicht der Fall ist, liegt an der neoliberalen Politik der vergangenen Jahrzehnte - und an der Politik wäre es auch, daran etwas grundlegend zu ändern. Doch wer meint, 800 Euro Rente seien kein ausreichender Grund, Angst vor Armut zu haben, sieht wohl auch in Zukunft keinen ausreichenden Grund, das Rentensystem armutsfest zu machen.

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