Trump in den USA unter Beschuss

Parteiübergreifende Kritik am Präsidentenauftritt

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington. Nach seinem als defensiv und ehrerbietig aufgefassten Auftritt an der Seite von Russlands Staatschef Wladimir Putin sieht sich US-Präsident Donald Trump in seiner Heimat heftiger Kritik von allen Seiten ausgesetzt. Politische Freunde und Gegner reagierten gleichermaßen fassungslos auf Trumps verständnisvolle Haltung bezüglich der mutmaßlichen russischen Einmischung in den US-Wahlkampf 2016. Die Kritiker nannten Trumps Verhalten »beschämend« und »schwach«, manche sprachen gar von Verrat.

Trump hatte bei seinem Gipfel mit Putin am Montag in Helsinki ein klares Bekenntnis zu den Befunden seiner eigenen Geheimdienste zu den russischen Cyberattacken vermieden. Vielmehr attackierte er die US-Bundespolizei und die frühere US-Regierung und machte sogleich deutlich, dass er Putins Ausführungen für überzeugend halte: Der Kreml-Chef sei in seinem Dementi »extrem stark und kraftvoll« gewesen, lobte Trump.

Kritiker sahen einen würdelosen Kotau des US-Präsidenten vor Putin. Die Kritik kam auch aus Trumps Republikanischer Partei. Der einflussreiche US-Senator John McCain sprach von einem »Tiefpunkt in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaft«. Noch nie habe sich ein US-Präsident derart »vor einem Tyrannen selbst erniedrigt«.

Der republikanische Senator James Flake, ebenfalls ein profilierter Trump-Kritiker, nannte den Auftritt »beschämend«. Er habe nie geglaubt, den Tag zu erleben, an dem ein US-Präsident »die USA für russische Aggressionen verantwortlich« mache.

Flakes republikanischer Senatskollege Lindsey Graham sagte, Trumps Äußerungen zur russischen Einmischung in den US-Wahlkampf würden »von Russland als Zeichen von Schwäche gesehen«.

Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, forderte Trump auf, er solle »einsehen, dass Russland nicht unserer Verbündeter ist«. Der Republikaner störte sich besonders daran, dass Trump den USA und Russland gleichermaßen die Schuld am schlechten Zustand des bilateralen Verhältnisses gab.

Noch deutlicher war die Kritik der Opposition: Der Chef der oppositionellen Demokraten im Senat, Chuck Schumer, bezeichnete Trumps Gipfel-Auftritt als »gedankenlos, gefährlich und schwach«. Der demokratische Abgeordnete Jimmy Gomez warf Trump vor, das eigene Land an Russland zu »verkaufen«. Sein Versäumnis, die USA zu verteidigen, stehe »am Rande des Hochverrats«.

Auch der Nationale Geheimdienstdirektor der USA, Dan Coats, distanzierte sich von seinem Chef und verteidigte die Erkenntnisse der ihm unterstellten Behörden zu den mutmaßlichen russischen Cyberangriffen im US-Wahlkampf 2016 gegen die von Trump vorgebrachten Zweifel.

Coats’ Vorgänger James Clapper wertete Trumps Verhalten gegenüber Russland als »unglaubliche Kapitulation«. Der frühere CIA-Chef John Brennan twitterte, Trumps Auftritt laufe auf Verrat heraus. Brennan argumentierte, dass das Verhalten des Präsidenten Anlass genug für ein Amtsenthebungsverfahren geben könnte. AFP/nd

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