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Israel erneuert Fluchtaufruf
Nach Israels Angriff auf Katar ist eine Waffenruhe vorerst vom Tisch
Im Gazastreifen hat es wieder tödliche Angriffe Israels gegeben: Mindestens 34 Menschen seien seit Mittwochmorgen ums Leben gekommen, darunter 26 in der Stadt Gaza, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die israelische Armee ist weiter entschlossen, Gaza-Stadt einzunehmen, und hat ihre Evakuierungsanweisung an die Bevölkerung erneuert. Inzwischen habe sie auch Sprach- und Textnachrichten versendet sowie Flugblätter abgeworfen, um die Menschen zum Verlassen der Stadt aufzufordern. »Der Aufenthalt in diesem Gebiet ist sehr gefährlich«, hieß es darin unter anderem. Israels Militär will freie Bahn haben, um die letzten verbliebenen Hamas-Zellen zu vernichten.
Augenzeugen zufolge haben Tausende Familien die Stadt teils zu Fuß Richtung Südwesten des Gazastreifens verlassen. Dort, in Al-Mawasi hatte Israel eine vermeintlich »humanitäre Zone« ausgewiesen, die das Militär aber immer wieder angegriffen hat. »Es gibt keinen sicheren Ort im Gazastreifen, weder im Norden noch im Süden«, sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz Amjad Schawa vom Palästinensischen NGO-Netzwerk. Die internationale Gemeinschaft habe versagt beim Schutz der Zivilbevölkerung.
Der 42 Jahre alte Mohammad Al-Attar ist einer der Flüchtenden. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur, er könne seine fünf Kinder nicht der Gefahr der israelischen Offensive aussetzen. »Ich habe keine Wahl mehr.« Auf einem kleinen Rollwagen zog er Decken und Kleidung auf dem Weg in den Süden. Die Flucht halte er zwar für gefährlich, erklärte der Palästinenser. Aber es sei besser zu fliehen, als das Risiko einzugehen, seine Kinder zu verlieren.
Viele seien aber durch die in Gaza herrschende Hungersnot zu schwach, um sich überhaupt noch auf den Weg zu machen, berichtet Mahmoud Al-Saqqa von Oxfam aus dem Gazastreifen. Salma Al-Tawil, die für den Norwegischen Flüchtlingsrat im Gazastreifen arbeitet, schätzt, dass bislang nur rund zehn Prozent der Bewohner die Stadt verlassen hätten. Außerdem hätten viele Familien gar nicht das Geld, einen Umzug zu organisieren.
So will Amina Abu Dschimisa bleiben. Der Süden wird genauso bombardiert wie der Norden«, ist sich die Frau sicher. Deshalb wolle sie mit ihren Kindern in ihrem Haus im Stadtteil Rimal bleiben, auch wenn sie getötet werden sollten. »Hier sind die Erinnerungen an meine Kinder«, sagte die 36-Jährige. Das Haus der Familie habe ihr Mann gebaut. »Wenn ich das alles aufgeben muss, wer bin ich dann?«
Nach dem Angriff der israelischen Luftwaffe auf die Hamas-Führungsspitze in Katars Hauptstadt Doha ist auch nicht mehr mit einer Übereinkunft für eine Waffenruhe zu rechnen. Die »Times of Israel« berichtete unter Berufung auf Diplomaten, dass Katar nun seine Rolle als Vermittler aussetzen werde. UN-Generalsekretär António Guterres hatte den israelischen Angriff bereits mit scharfen Worten kritisiert. »Ich verurteilte diese eklatante Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Katars«, sagte Guterres am Dienstag in New York.
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