Wundertüte zur Landtagswahl

Hessen: Reaktivierung alter Bahnstrecken angekündigt

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Gut drei Monate vor der hessischen Landtagswahl hat sich der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken auf die Fahnen geschrieben. So nannte der Minister dieser Tage vier konkrete Projekte, die mit Unterstützung des Landes in den kommenden Jahren wieder für den regulären Schienenpersonenverkehr zur Verfügung stehen sollen. Ziel ist eine deutliche Fahrzeitverkürzung und eine Entlastung chronisch verstopfter Straßen.

Dazu zählt etwa eine mehrere Kilometer lange Strecke in der südlich von Frankfurt am Main gelegenen Stadt Neu-Isenburg, die als Teil einer künftigen »Regionaltangente West« um die Bankenmetropole konzipiert ist. Die Tangente soll umsteigefreie Direktverbindungen etwa von der Kreisstadt Bad Homburg und Frankfurt-Höchst über den Flughafen Frankfurt nach Neu-Isenburg und Dreieich ermöglichen und die bisher sternförmig auf Frankfurt ausgerichteten S-Bahn-Linien entlasten.

Nördlich von Frankfurt soll die wiederbelebte Horlofftalbahn eine direkte Schienenverbindung von Hungen nach Friedberg (Wetteraukreis) herstellen, über die zu Hauptverkehrszeiten Personenzüge direkt von Lich (Kreis Gießen) in die Frankfurter City fahren können. Auch mit der Reaktivierung der nördlich von Gießen gelegenen Lumdatalbahn von Lollar nach Londorf sind laut Ministeriums gegenüber der heutigen Buslinie deutlich kürzere Fahrzeiten aus ländlichen Regionen nach Gießen mit Anschluss ins Rhein-Main-Gebiet möglich. Hier werden auch zusätzliche Haltepunkte ins Auge gefasst.

Ein weiteres von Al-Wazir als förderungswürdig aufgeführtes Projekt unterscheidet sich allerdings in einem wichtigen Detail von den anderen: die Schienenverbindung zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach, der Kreisstadt der Rhein-Taunus-Kreises. Die Anbindung von Bad Schwalbach soll offensichtlich nicht über eine Ertüchtigung der bestehenden Gleise und Brücken erfolgen, sondern als Fortsetzung eines vom linksrheinischen Mainz ausgehenden Straßenbahnprojekts. Da ein Teil der Normalspurgleise aufgegeben werden soll, wären in der Konsequenz durchgehende Fahrten etwa von und nach Frankfurt am Main nicht mehr möglich.

Die Trasse von Wiesbaden nach Bad Schwalbach ist der südlichste Abschnitt der historischen Aartalbahn. Die Strecke wird seit den 1980er Jahren nicht mehr für planmäßige Zugfahrten genutzt. Vor einem Jahrzehnt gestartete Bemühungen, auf dem nördlichen, rheinland-pfälzischen Streckenteil durch das Aartal bis ins hessische Limburg wieder regelmäßige Personenzüge einzusetzen, wurden durch den Einspruch einzelner Anlieger ausgebremst. Auch der rheinland-pfälzische Landesrechnungshof stellte sich dagegen.

Auch auf der hessischen Seite gab es seit dem Jahr 2000 bereits zwei Anläufe zur Wiederbelebung der Aartalbahn in Verbindung mit einem Wiesbadener Stadtbahnprojekt. Sie wurden von politischen Entscheidungsträgern in Wiesbaden und Hessen gestoppt.

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