Filmorchester sucht nach Kompromiss
Das traditionsreiche Filmorchester Babelsberg steht vor dem Aus: Wegen Lärms durch Bauarbeiten könne es sein Studio nicht mehr für Tonaufnahmen nutzen, sagte Intendant Klaus-Dieter Beyer am Montag auf Anfrage. Damit fielen Haupteinnahmequellen weg. Zuvor hatte die Online-Ausgabe der »Märkischen Allgemeinen« berichtet, dass das Orchester keine Aufträge für Tonaufnahmen mehr annehme, weil die Qualität nicht gesichert werden könne.
Die Stadt Potsdam hat die Hoffnung auf eine Lösung nicht aufgegeben. Mit Bedauern habe man von der Ankündigung des Intendanten des Deutschen Filmorchesters Babelsberg erfahren, keine weiteren Aufträge mehr anzunehmen und Mitarbeiter zu entlassen, teilte der Potsdamer Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt, Bernd Rubelt, mit. »Wir hoffen, dass damit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.« Das Filmorchester sei ein herausragender kultureller Botschafter der Stadt. Man hoffe, mit allen Beteiligten doch noch einen umsetzbaren Kompromiss zu finden. Auch das Kulturministerium setzt auf weitere Gespräche.
Es sei nicht möglich, während der etwa anderthalbjährigen Bauzeit auf andere Studios auszuweichen, sagte Beyer. Das Tonstudio sei mit zwei Millionen Euro Fördermitteln und einer Million Euro Eigenmitteln 2007 auf den modernsten Stand der Technik ausgebaut worden. Unklar ist aus seiner Sicht, ob eine Rückkehr nach den Bauarbeiten in etwa anderthalb Jahren wieder so gute Bedingungen bietet. Zudem müssten dann Kunden zurückgewonnen werden, sagte er. Das Orchester hat einen Etat von 3,5 Millionen Euro. Rund 1,7 Millionen Euro steuert das Land als Förderung bei. Den Rest muss das Ensemble aufbringen: 60 Prozent davon über Musikeinspielungen für Filmproduktionen, wie Beyer erklärte. Durch den Wegfall dieser Einnahmen sei die Existenz des Orchesters nicht mehr zu sichern. Den 66 Musikern müsse gekündigt werden, kündigte der Intendant an. Die bis Jahresende geplanten Konzerte liefen.
Das Filmorchester Babelsberg hat eine bewegte Geschichte. 1993 gingen DEFA-Sinfonieorchester und Radio-Berlin-Tanzorchester zusammen unter dem heute gültigen Namen. dpa/nd
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