Düstere Signale für Niedersachsen

Arbeitsplätze in mehreren Regionen ernsthaft bedroht

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Weltweit agiert Deutschlands größter Hersteller von Windenergieanlagen, die Enercon GmbH, mit insgesamt 13 000 Beschäftigten. Sein Stammwerk liegt im niedersächsischen Aurich. Dort sitzt auch die Zentrale, und aus ihr kam jetzt eine Nachricht, die nicht wenige, mittelbar von Enercon abhängige Frauen und Männer erschreckt: Beschäftigte von Zulieferern des Windanlagenbauers.

Enercon will mehreren dieser Firmen weniger Aufträge erteilen - oder gar keine mehr. Dadurch könnten 835 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Gerechtfertigt wird das mit »nationalen Marktveränderungen« und dem Verweis auf eine neue Strategie: Die Firma »richtet sich ab dem vierten Quartal 2018 konsequent auf internationale Märkte aus«. Im Klartext: Außerhalb der Bundesrepublik ist so manches Teil offensichtlich preisgünstiger zu bekommen.

Doch nicht nur die Signale aus Aurich bereiten in Niedersachsen Sorgen. Ähnliches kommt zum Beispiel auch aus Bokeloh, einem Dorf unweit des Steinhuder Meeres. Das in dem kleinen Ort 1898 gegründete Kalibergwerk »Sigmundshall« - es gehört zum Konzern K+S - steht vor der Schließung. Die rund 700 Mitarbeiter hatten bereits im Dezember 2017 erfahren, dass die Förderung des Salzes Ende 2018 eingestellt werden soll. Das Bergwerk lasse sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben, werde doch der Abbau der noch vorhandenen Rohsalzvorräte immer schwieriger, begründet K+S die Entscheidung. Sie bedeutet nicht für alle 700 Beschäftigten die Arbeitslosigkeit, 200 von ihnen werden weiter im Bergwerk tätig sein. Es muss gesichert werden, auch gilt es, die dort vorhandenen Salzschlacken aufzuarbeiten. Rund 100 Mitarbeiter gehen in Rente, ebenso viele werden an anderen Standorten von K+S weiter tätig sein. Aber: Was wird aus dem Rest der Belegschaft?

Zwar hat K+S auch jenen 300 Menschen anderswo eine Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt, doch wie viele das Angebot annehmen, steht noch nicht fest. Bokelohs Bürgermeister Matthias Waterstradt (CDU) geht nicht davon aus, dass die Mehrheit bereit ist, an andere Standorte zu wechseln, so zitiert ihn die »Hannoversche Allgemeine Zeitung«.

Ein Wechsel anderer Art sorgt in Niedersachsen bei Frauen und Männern für Unsicherheit, die bei DB Regio beschäftigt sind, einem Unternehmen der Deutschen Bahn, das in der Region Hannover den Nahverkehr mit S-Bahnen betreibt. Doch nun hat die Region Hannover diesen Dienst neu vergeben: an den DB-Konkurrenten Nordwestbahn, der jene Bahnen ab Ende 2021 rollen lassen soll. Für den Kommunalverband sei dies preisgünstiger, ist zu hören.

Die DB hat Klage bei der Vergabekammer des Wirtschaftsministeriums eingereicht, die das Vorgehen der Region Hannover überprüfen soll. Bleibt es beim Übergang zur Nordwestbahn, könnte das etwa für das 70-köpfige Team des S-Bahn-Ausbesserungswerkes Hannover böse Folgen haben. Dann nämlich, wenn der neue Betreiber seine Züge an einem Servicepunkt warten ließe, der nicht zur DB gehört. Denn Nordbahn wäre laut Eisenbahnergewerkschaft EVG nur verpflichtet, diejenigen Menschen weiterzubeschäftigen, die »für die Erbringung der Verkehrsleistung unmittelbar erforderlich sind«.

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