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Sie wollen einen Seehofer nicht als Nachbarn haben

Seehofer gibt Schirmherrschaft für Nachbarschaftspreis auf

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Berlin. Nominiert zu sein für den Deutschen Nachbarschaftpreis - das ist eigentlich eine Ehre. Doch zwei Einrichtungen sagten: Nein danke. Denn Schirmherr sei der Bundesinnenminister. Der zieht jetzt aus dem Streit Konsequenzen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat seine Schirmherschaft für den Deutschen Nachbarschaftspreis zurückgezogen und den Veranstalter scharf attackiert. Um die Schirmherrschaft Seehofers hatte es seit Tagen Streit gegeben, zwei Initiativen aus Berlin und Köln hatten wegen dessen Agieren in der Flüchtlingspolitik ihre Nominierung abgelehnt. In einem Brief an den Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung, Michael Vollmann, schrieb Seehofer nun: »Da Sie mir Toleranz, Mitmenschlichkeit und Offenheit absprechen, stehe ich für die Schirmherrschaft ab sofort nicht mehr zur Verfügung.«

Vollmann bedauerte den Schritt, ging in einer kurzen schriftlichen Erklärung aber nicht auf Seehofers Vorwürfe ein. Der 2017 erstmals verliehene Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und soll im September vergeben werden. »Der Preis ist eine bundesweite Auszeichnung für all diejenigen, die sich vielerorts als Nachbar für Nachbarn einsetzen, das Miteinander stärken und das WIR gestalten«, heißt es auf der Internetseite der nebenan.de Stiftung. Sie wird von zahlreichen Organisationen, Verbänden und Unternehmen unterstützt.

In dem am Donnerstag vom Bundesinnenministerium veröffentlichten Schreiben greift Seehofer Vollmann persönlich an: »Ihre Äußerungen, die Sie als Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung im Zusammenhang mit dem Rücktritt zweier nominierter Preisbewerber gegenüber den Kollegen in der Bundesjury und den Medien getroffen haben, sind diskreditierend.« Er halte es für wichtig, das Ehrenamt, den Zusammenhalt und ein demokratisches Miteinander in Deutschland voranzubringen, schrieb Seehofer. »Toleranz, Mitmenschlichkeit und Offenheit sind Grundlage und Richtschnur der Politik des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.«

Vollmann war zum Beispiel vom Jugendmagazin »Jetzt« der »Süddeutschen Zeitung« mit Blick auf Seehofer mit dem Satz zitiert worden: »Wir distanzieren uns klar und deutlich von den Aussagen der letzten Wochen und Monate.«

Vollmann nannte Seehofers Rückzug am Donnerstag »ein bedauernswertes Signal an die Zivilgesellschaft« und erklärte: »Die nebenan.de Stiftung hat mit der Verleihung des Deutschen Nachbarschaftspreises den Raum für Dialog zwischen den engagierten nominierten Initiativen und dem Schirmherrn aufgemacht. Diesen Raum nun nicht zu betreten, nehmen wir mit Enttäuschung zur Kenntnis.«

Die Berliner Flüchtlingshilfsorganisation »Moabit hilft« hatte zuvor erklärt, sie habe sich über die Nominierung gefreut. Sie könne aber Seehofers Schirmherrschaft nicht mit ihren Absichten vereinbaren. Ähnlich hatte sich auch ein ebenfalls nominierter Verein aus Köln
geäußert,
dessen Projekt »Kasimir« kostenfrei Lastenräder verleiht. In letzter Zeit sei ein politischer Konsens aufgekündigt worden, sagte ein Sprecher. »Das ist nicht unsere Form von Nachbarschaft. Wir wollen nicht, dass so eine Spaltung der Gesellschaft betrieben wird.«

Die Vorsitzende von »Moabit hilft«, Diana Henniges, bezeichnete nun Seehofers Rückzug als richtigen Weg. Die Stiftung habe bemängelt, was auch der Verein bemängelt habe: Dass Seehofer in seinen Äußerungen zum Flüchtlingsthema »relativ antihumanistisch« agiert habe, sagte Henniges der Deutschen Presse-Agentur. »Allein schon in der Asyldebatte, was sich Herr Seehofer da geleistet hat, entspricht nicht unserer Vorstellung von Menschlichkeit.« dpa/nd

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