Wahl in Simbabwe

  • Lesedauer: 3 Min.

Chronicle, Simbabwe

Die Menschen wollen Frieden

Sechs Menschen starben und 14 weitere wurden verletzt, nachdem die Unterstützer der oppositionellen Allianz MDC auf die Straße gingen, um Eigentum zu zerstören, Fahrzeuge abzufackeln und Straßen zu blockieren. Die Gewalt, die von Jugendlichen auf Veranlassung aus der MDC-Führung verübt wurde, ist völlig ungerechtfertigt. Die MDC-Allianz hatte sich schon zum Sieger erklärt, bevor auch nur eine einzige Stimme ausgezählt wurde. Das hatte sicherlich Einfluss auf das Verhalten ihrer Anhänger. Simbabwe ist eine friedliebende Nation. Die Menschen wollen kein Chaos und keine Gewalttätigkeit.

Beeld, Südafrika

Mit Blut befleckt

Nach der tagelangen Stimmenauszählung und den gewaltsamen Ausschreitungen ist nun Emmerson Mnangagwa von der Zanu-PF zum Sieger der Präsidentschaftswahlen erklärt worden. Mnangagwa trat im vergangenen November die Nachfolge von Robert Mugabe an. Simbabwes Demokratie ist nun mit Blut befleckt, nachdem die Armee mit scharfer Munition auf Demonstranten schoss. Die Vorgänge sind besorgniserregend - und müssen von einer unabhängigen Kommission untersucht werden.

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz

Nicht reformierbar

Das System, das in den 37 Jahren unter Mugabe entstand, ist nicht in der Kürze reformierbar. Das gilt insbesondere, weil mit Mnangagwa eine Person die Macht übernahm, die dem abgetretenen Diktator lange mit beispielloser Treue zur Seite gestanden hatte. Die von Mugabe geschaffenen Institutionen existieren fort. Mit ihnen geblieben sind auch die Misswirtschaft, die Korruption und - wenn nötig - die Repression. Dennoch wäre es falsch, alle Schuld an der Eskalation in Simbabwe Mnangagwa und seiner Regierungspartei Zanu-PF anzulasten. Der aussichtsreichste Oppositionskandidat, Nelson Chamisa, ließ Tage vor dem Urnengang ausrichten, er werde eine Niederlage nicht akzeptieren. Die Straßenproteste dürfte der erst 40-Jährige damit zumindest willentlich in Kauf genommen haben.

RBK, Russland

Armeeführung entscheidet

In Simbabwe ist das Militär ein wesentlicher Faktor. Daher ist es entscheidend, wie sich die Armeeführung angesichts der Wahlergebnisse positioniert. Aber auch das Resümee der Wahlbeobachter ist von Bedeutung. Denn Präsident Mnangagwa hatte der internationalen Staatengemeinschaft die Durchführung von fairen Wahlen versprochen.

De Volkskrant, Niederlande

Geht der Plan auf?

Die EU-Wahlbeobachter hatten gelobt, dass der Wahlkampf »größtenteils friedlich« verlaufen sei. Die Frage ist nun, zu welchem abschließenden Urteil sie angesichts der Geschehnisse vom Mittwoch kommen werden. Diese Frage ist natürlich auch wichtig für Präsident Emmerson Mnangagwa und seine Anhänger. Denn eigentlich wollte er, dass die ersten Wahlen in der Ära nach Mugabe zu einer breiten internationalen Anerkennung seiner Regierung führen. Obendrein sollten sie den Weg freimachen für internationale Verhandlungen über die Erleichterung des enormen Schuldenlast Simbabwes und möglichst auch zur Aufhebung von Sanktionen, darunter auch gegen Mnangagwa.

Guardian, Großbritannien

Mnangagwa nach einfachem Standard beurteilen

Es fällt schwer, die Wahlkommission als unparteiisch anzusehen. Viele Beschwerden - darunter der Missbrauch staatlicher Ressourcen, Fälle von Einschüchterung sowie Voreingenommenheit traditioneller Anführer - sind von unabhängigen Wahlbeobachtern bekräftigt worden. (...) Nicht (der frühere Machthaber Robert) Mugabe zu sein, ist zweifellos ein Punkt zugunsten von Präsident Emmerson Mnangagwa. Doch dass allein kann noch nicht ausreichen, um seine Führerschaft zu rechtfertigen oder Simbabwe wieder in den Schoß der Staatenfamilie aufzunehmen. Er und seine Partei müssen nach einem sehr einfachen Standard beurteilt werden. Nämlich danach, ob der Wille des Volkes akkurat und ehrlich ermittelt und geachtet wird.

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