Nicht zu Ende gedacht

Simon Poelchau über die IWF-Kritik an deutschen Exportüberschüssen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Es war wohl mal wieder Zeit. Denn dass der Internationale Währungsfonds (IWF) Deutschland wegen seiner hohen Exportüberschüsse kritisiert, ist seit längerem bekannt. Nun legte IWF-Volkswirt Maurice Obstfeld mit einem Gastbeitrag in der »Welt« nach. Das Land solle durch eine »sinnvolle Erhöhung der Staatsausgaben« die heimische Nachfrage anschieben, fordert der Ökonom da. Damit ist er nicht allein.

Immer wieder werfen Experten Deutschland vor, dass das Land mit seinen Exportüberschüssen die Weltwirtschaft destabilisiert und zu wenig für seine Inlandsnachfrage tut. Die EU-Kommission blies schon mal ins selbe Horn. Manch hiesiger kritischer Ökonomen moniert auch, dass die Bundesregierung lieber Schulden statt den immensen Investitionsstau bei der öffentlichen Infrastruktur abbaut, dass ihr die Schwarze Null wichtiger ist, als die Straßen und Schulen des Landes instand zu halten.

Zwar ist Obstfelds Kritik zutreffend, doch erwähnt er in seinem Beitrag ein weiteres, vielleicht sogar gravierenderes Ungleichgewicht nur am Rande. »Höhere Lohnabschlüsse« könnten »gleichfalls die heimische Nachfrage stärken«, so der Ökonom. Dies könnte auch der wachsenden sozialen Ungleichheit entgegenwirken, wenn die höheren Löhne vor allem den unteren Lohngruppen zugute kommen würden. So weit denkt Obstfeld aber nicht.

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