Höhere Dämme und veränderte Städte

Nordländer wappnen sich für den Klimawandel

  • Lesedauer: 3 Min.

Schwerin. Mit höheren Dämmen an Nord- und Ostsee sowie Veränderungen im Städtebau wappnen sich die norddeutschen Länder für den Klimawandel. Sturmfluten, Starkregen und Dürre in kurzer Abfolge hätten in jüngster Vergangenheit jedem die regionalen Folgen der globalen Erwärmung vor Augen geführt. »Darauf mit der Vogel-Strauß-Methode zu reagieren, wäre höchst problematisch«, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel (SPD) am Mittwoch in Schwerin auf der 5. Regionalkonferenz des Bundes und der norddeutschen Bundesländer zum Klimawandel. Daran nahmen auch führende Landespolitiker aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein teil.

Wegen der steigenden Meeresspiegel seien die Küstenregionen besonders gefährdet. »Deshalb haben wir es im Norden auch am nötigsten, uns zu schützen«, sagte Pegel. Dazu gehörten neben baulichen Vorkehrungen auch Rettungsmaßnahmen, erklärte er unter Hinweis auf eine Katastrophenschutzübung, die am Mittwoch in Schwerin begann. Bei der zweitägigen Stabsübung wird das Szenario einer großen Sturmflut an der Nordsee simuliert.

Neben dem Schutz von Mensch und Natur seien weitere Bemühungen zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes unverzichtbar. Die Energiewende weg von klimaschädlichen fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind sei ein wesentlicher Bestandteil des Klimaschutzes, betonte Pegel vor den 270 Tagungsteilnehmern. Angesichts zunehmender Kritik am Bau neuer Windparks und grundsätzlicher Zweifel an einem von Menschen gemachten Klimawandel müsse um Akzeptanz dafür gerungen werden. Dem pflichtete Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) bei: »Wir müssen wegkommen von einer angstbesetzten Debatte und deutlich machen, dass es uns mit Klimaschutz und Ökostrom besser geht.«

Der Potsdamer Klimaforscher Professor Stefan Rahmstorf trat allen Zweifeln an der Urheberschaft für die Klimaänderungen entgegen. »Die globale Erwärmung ist zu 100 Prozent vom Menschen gemacht«, sagte er und verwies auf langjährige Messreihen und wissenschaftlich fundierte Berechnungen. Das Eis an den Polen schmelze unaufhörlich und die Meere dehnten sich zusätzlich durch die Erwärmung aus, mit der zwangsläufigen Folge eines immer höheren Meeresspiegels. Der Prozess sei nicht zu stoppen, könne aber durch drastische Verringerung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes gebremst werden. Er mahnte, den Kohleausstieg nicht länger hinauszuzögern.

Bremens Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) betonte, dass Hochwasserschutz für den Stadtstaat besondere Bedeutung habe. »90 Prozent der Menschen leben hinter Schutzwällen«, sagte er. Der Schutz vor Wasser schließe aber auch ein, im Stadtgebiet genügend Speichermöglichkeiten für Regenwasser bei Gewittergüssen zu schaffen, etwa durch mehr Straßenbäume und begrünte Dächer.

Die Regionalkonferenzen zum Klimawandel gibt es seit 2011. Sie dienen als Plattform, um über die Entwicklung und Umsetzung regionaler und kommunaler Strategien zum Schutz der Küstenregionen zu diskutieren. dpa/nd

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