Journalist wird aus Pressekonferenz geschmissen

Zwischenfall mit türkischem Regierungskritiker bei Staatsbesuch von Erdogan / Regierungssprecher verteidigt Rausschmiss

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der regierungskritische Journalist Ertugrul Yigit hat mit einer Protestaktion bei der Pressekonferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für einen Tumult gesorgt. Der in Hamburg lebende türkische Fotograf trug am Freitag im Kanzleramt ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »Gazetecilere Özgürlük - Freiheit für Journalisten in der Türkei«. Als es zu Unruhe kam, griffen deutsche Sicherheitskräfte ein und brachten Yigit aus der Konferenz.

Regierungssprecher Steffen Seibert verteidigte das Vorgehen der Ordner. »Wir halten es bei Pressekonferenzen im Kanzleramt wie der Deutsche Bundestag: keine Demonstrationen oder Kundgebungen politischer Anliegen«, twitterte Seibert. »Das gilt völlig unabhängig davon, ob es sich um ein berechtigtes Anliegen handelt oder nicht.« Für Sevin Dagdelen dagegen ist der Journalist der »Held des Tages«.

Yigit ist Herausgeber der regierungskritischen Onlinezeitung »Avrupa Postasi« und Autor der »tageszeitung« (»taz«). Nach seiner Aktion sagte er vor Journalisten, er kämpfe für die Menschenrechte in der Türkei. Auch die Rechte von Journalisten in der Türkei würden mit Füßen getreten.

Yigit hatte sich offiziell für die Proessekonferenz akkreditiert. Er setzte sich unauffällig mit einer Strickjacke bekleidet in die zweite Reihe der Fotografen und machte Aufnahmen. Später streifte er die Jacke ab - darunter trug er das T-Shirt mit der Aufschrift. Yigit legte sich auch seine offizielle Akkreditierung wieder um, allerdings hängte er sie sich auf den Rücken, damit die Aufschrift besser zu sehen war.

Nachdem Yigit mit Gesten die Aufmerksamkeit anderer Fotografen auf sich zog, aufstand und seitlich stehend weiter fotografierte, wurden Merkel und Erdogan aufmerksam. Als die Unruhe zunahm, griffen für den Schutz Merkels zuständige Beamte ein. Yigit rief »Ich habe nichts gemacht«, als er nach draußen gebracht wurde. Erdogan lächelte zu dem Vorfall nur. Yigit erhielt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Hausverbot.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal