Testen für Olympia

Die dritten Olympischen Sommer-Jugendspiele finden in Buenos Aires statt. Für die Aktiven sind sie eine wichtige Erfahrung, für das IOC ein Versuchsfeld

  • Andreas Schirmer und Juan Garff, Buenos Aires
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Olympischen Jugendspiele haben für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zur Talentförderung einen großen Stellenwert. »Wichtig ist, dass die Athleten verstehen, dass es Jugendspiele und eben nicht die Olympischen Spiele sind«, sagte Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB, vor der Eröffnung von »Mini-Olympia« am kommenden Sonnabend in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. »Es ist ein wichtiger Schritt in ihrer Entwicklung und in Richtung Olympische Spiele.« Der DOSB geht mit 75 Aktiven an den Start.

Die bisherigen insgesamt vier Ausgaben der Jugendspiele haben einige deutsche Talente als Durchlaufstation und Sprungbrett in die Weltklasse genutzt. Jeweils mehr als ein Dutzend deutsche Nachwuchsathleten, die bei den Sommerspielen 2010 in Singapur und 2014 in Nanjing sowie im Winter 2012 in Innsbruck und 2016 in Lillehammer teilgenommen haben, schafften es bei den jeweils nachfolgenden Olympischen Spielen dabei zu sein. Skispringer Andreas Wellinger wurde nach seinem Auftritt in Innsbruck sogar schon zwei Mal Olympiasieger (2014 und 2018). Für Skeleton-Pilotin Jaqueline Lölling war der Jugendspiele-Sieg 2012 das Intermezzo zu Olympiasilber 2018. Speerwerferin Christin Hussong qualifizierte sich nach ihrer Jugendspiele-Erfahrung für Olympia 2016 und überraschte bei der Leichtathletik-EM im August mit dem Titelgewinn.

»Da gibt es einige junge Sportler, die über die Jugendspiele ihren Weg gemacht haben«, sagte Schimmelpfennig. »Deshalb sind sie eine wichtige Station, um sich weiter zu entwickeln und nicht der Höhepunkt - es gibt dort keine Olympiasieger!«

Die Olympischen Jugendspiele sind aber auch ein Experimentierfeld für das Internationale Olympische Komitee (IOC), bei denen neue Sportarten, Formate und Disziplinen ausprobiert und getestet werden - mit dem Blick, ob sie für die großen Spiele geeignet wären. So werden in Buenos Aires Medaillen im Breakdance, Inlineskating, Futsal, Beachhandball oder Kitesurfen sowie in zahlreichen Mixed-Wettbewerben mit Männern und Frauen vergeben. »Vielleicht muss man experimentieren, bevor ein Wettbewerb olympisch werden kann«, meinte Schimmelpfennig und ergänzte: »Es gab aber auch Experimente, die sich nicht bewährt haben, wie der Versuch, im Hockey Torschüsse außerhalb des Kreises zu testen.«

Das IOC lässt sich die Jugendspiele, zu denen auch umfassende Informations- und Aufklärungsprogramme sowie zahlreiche kulturelle Angebote gehören, einiges kosten. Die Ausgaben in Argentinien werden aktuell auf 450 Millionen Dollar (390 Millionen Euro) geschätzt; bei der Bewerbung waren 321 Millionen (278) veranschlagt. Für die 286 Wettkämpfe in 32 Sportarten bis zum 18. Oktober sind 4012 Sportler im Alter von 14 bis 18 Jahren aus 206 Ländern gemeldet. Die größte Delegation stellt Gastgeber Argentinien mit 142 Sportlern.

Unter den Teilnehmern sind aber auch Athleten, die schon in der Weltspitze angekommen sind - wie der russische Rückenschwimmer Kliment Kolesnikow, der Anfang August bei den Europameisterschaften in Glasgow den Weltrekord über 50 Meter verbessert hat. Auch der Ungar Kristof Milak, Europameister über 200 Meter Schmetterling, gehört zu den Jungstars. dpa/nd

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