Das Ende der Schockstarre

Nelli Tügel über die »Unteilbar«-Demonstration am Wochenende

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 1 Min.

»Unteilbar« hat alle Erwartungen übertroffen. Nun ist klar: Die durch den Aufstieg der AfD ausgelöste Schockstarre in Teilen der Gesellschaft hat sich gelöst. Das ist nicht zu verwechseln mit einem gesellschaftlichen Stimmungsumschwung. An der existierenden Polarisierung ändern die 240.000 vorerst nichts; die Rechten werden auch am Montag noch die öffentliche Debatte bestimmen. Der Kampf um die Köpfe und die Straßen ist noch längst nicht ausgefochten. Aber: Jener Pol, der sich von der AfD bedroht und bedrängt sieht, hat seine Stimme wiedergefunden. Endlich.

Dass dieser Pol äußerst divers ist, wurde ebenfalls sichtbar. Die von kleinen, aber wirkmächtigen Teilen der LINKEN in den vergangenen Tagen betriebene politsektenartige Exegese des Aufruftextes (und der Unterstützerliste) konnte glücklicherweise Menschen, die in realen Kämpfen für die Verbesserung ihrer sozialen Lage stecken, nicht davon abhalten, deutliche Präsenz zu zeigen. Wie die Ryanair-Kollegen, die bei der Auftaktkundgebung eine Rede hielten - ein Beispiel dafür, dass der gute antirassistische Minimalkonsens von »Unteilbar« vielfach auch mit eigenen Anliegen verbunden wurde. Die Frage ist: Was folgt nun? Darüber ins Gespräch zu kommen, wird Aufgabe für die nächsten Wochen sein. Wie gesagt - noch ist nichts gewonnen. Doch 240 000 Menschen sind in den Ring gestiegen.

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