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Zum Wohl!

Ulrike Henning hält die Warnungen im Drogenbericht für relativ müßig

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf dem knapp einstündigen Arbeitsweg stehen gefühlt 27 Großflächen mit optimistischer Werbung von Bierbrauereien, die ein hippes Lebensgefühl für Männlein, Weiblein, Flaneur und Bauarbeiter versprechen. Demnach kann Alkohol kein Problem sein. Irgendwo hängt dann ein Plakat der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit der trockenen (!) Bemerkung, dass Alkohol keine Probleme löst. Soweit zur Sichtbarkeit von Prävention, die vermehrt im aktuellen Drogenbericht der Bundesregierung gefordert wird.

Die Verharmlosung des Konsums durch die Hersteller ist jedoch fast ein Witz gegenüber der »Kultur« des Saufens im Alltag: die Flasche am Hals auf dem Weg durch den Tag, in den Abend, in das Wochenende. Das hat mehr Vorbildwirkung als jede Aufklärungskampagne. Schüler messen das eigene Erwachsenwerden daran, wie oft sie sich die Kante gegeben haben.

Außerdem ist Alkohol nach wie vor zu billig zu haben, zu einfach, fast überall und zu jeder Zeit. Angesichts dieser Marktlage sind alle Ansätze zu einer Kultivierung des Konsums relativ lächerlich. Das betrifft auch andere Drogen, ob legal oder illegal. Angesichts der möglichen Profite ist es kein Wunder, dass immer neue Substanzen und Techniken angeboten werden. Und jede Erinnerung an das Aufwachen mit einem Brummschädel in einer Lache von Erbrochenem wird von erklärten Hedonisten zuverlässig gelöscht.

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