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War Games

Zum dritten Mal ist in diesem Herbst der Fotografiepreis des Münzenberg Forums verliehen worden. Unter dem Imperativ »Benütze Foto als Waffe« waren junge Fotografen aufgerufen, Arbeiten einzureichen, die sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzen. Inzwischen hat sich der Fotowettbewerb etabliert und zieht, auch dank seines attraktiven Preisgeldes, zunehmend hochwertige Beiträge an.

Dass sich unter den Preisträgern des Wettbewerbs auffallend oft Absolventen der Berliner Ostkreuzschule für Fotografie befinden, hat mit dem Renommee dieser Ausbildungsstätte und ihrem Anspruch, eine fotografische Haltung bei den Studenten zu entwickeln, zu tun. Auch der Gewinner der diesjährigen Ausgabe des Wettbewerbs, dessen Arbeit wir auf dieser Doppelseite präsentieren, hat dort studiert.

Der Fotograf

Sebastian Wells wurde 1996 in Königs Wusterhausen bei Berlin geboren und hat an der Ostkreuzschule für Fotografie studiert. Er begann seine Karriere als Fotograf im Alter von 15 Jahren, als er lokale Sportereignisse festhielt. Nur fünf Jahre später gelang ihm das »Sportfoto des Jahres 2017«, verliehen vom Verband der Sportjournalisten.

Als Sportfotograf möchte er trotzdem nicht bezeichnet werden, denn sein fotografisches Interesse reicht sehr viel tiefer. Für seine jüngste Arbeit »Utopia« reiste Sebastian in Flüchtlingslager in Afrika, Nahost und Europa.

Einmal im Jahr veranstaltet das King Abdullah Special Operations Training Center (KASOTC) nahe Amman in Jordanien einen einwöchigen Wettbewerb für Spezialeinheiten von Polizei und Militär. Die »Annual Warrior Competition« fungiert als Werbemaßnahme für das Trainingsareal, das 2009 aus der militärischen Zusammenarbeit zwischen den USA und Jordanien hervorging. Die Teams aus aller Welt müssen in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten, dabei möglichst schnell Hindernisse überwinden, Strecken laufen und vor allem: schießen. Anhand der skurrilen, absurden Motive und Situationen, die Sebastian Wells in seinem fotografischen Essay »WAR GAMES« präsentiert, wird nicht nur die Absurdität des eventisierten und kommerzialisierten Kriegsspieles deutlich.

Es ist vor allem das jenseits jeglicher rationalen Denkweise stattfindende Handeln und Verlangen nach Macht und Sieg, das in »WAR GAMES« gestalterisch wie inhaltlich zum Tragen kommt. Der Krieg wird zum Spiel, das Spiel zur Besessenheit, die Besessenheit zur Normalität. Ein Ort im Nirgendwo dient als kriegerischer Spielplatz. Im Wettkampf wird ein unsichtbarer Feind gejagt, im Rahmenprogramm lässt man sich bedienen. Sebastian Wells ist eine konzeptuell wie visuell durchdachte Fotoreportage dieser militärischen Parallelgesellschaft gelungen, welche die Jury überzeugt hat, ihr den ersten Preis zu verleihen.

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