Antifa-Brause

Wie sich AfD-Politiker bei Limonadenherstellern eine Klatsche nach der anderen abholte

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutschlandweit ist Coca Cola Marktführer beim Verkauf brauner Zuckerbrause. Wirklich in der ganzen Republik? Nein! Ein kleiner Freistaat im Osten trinkt lieber Vita Cola, das in der DDR entwickelte Pendant zum Softgetränke-Giganten aus den USA. Und weil der Ost-Cola-Konsum auch irgendwas mit nostalgischen Heimatgefühlen zu tun hat, dachte sich AfD-Landeschef Björn Höcke, es wäre clever, sich mit einer Brause aus Thüringen ablichten zu lassen und in den sozialen Netzwerken zu verkünden: »Es gibt zu allem eine Alternative, nicht nur in der Politik.«

Ob Höcke privat ausschließlich ostdeutsches Blubberwasser trinkt, ist nicht bekannt, seine Werbung für Vita Cola war vor allem dazu da, seiner Anhängerschaft den Geschmack auf Coca Cola zu verderben. Der US-Getränkekonzern hatte sich in der vergangenen Woche indirekt kritisch über die AfD geäußert. Nachdem Anfang Dezember in Berlin ein gefälschtes »Cola Cola«-Plakat aufgetaucht war, auf dem der Weihnachtsmann mit dem Slogan »Für eine besinnliche Zeit: Sag’ Nein zur AfD« Werbung für Coke und gegen die Rechten machte, reagierte der Getränkehersteller ungewohnt politisch. Anstatt gegen die unbekannten Künstler vorzugehen, lobte der PR-Chef von Coca Cola Deutschland, Patrick Kammerer, die Aktion auf Twitter: »Nicht jedes Fake muss falsch sein.« Als der Beitrag dann sogar über den offizieller Twitterkanal des Limonadenkonzerns lief, wütete Deutschlands Rechte und rief zum Boykott auf. In den sozialen Netzwerken tauchten Videos auf, in denen zuvor gekaufte Coca Cola auf die Straße gekippt wird. So will es die radikale Rechte der kapitalistischen Alliiertenbrause zeigen!

Andere rassistische Kleingeister versuchten es dagegen wie Höcke und warben für Alternativen zur Coke, fingen sich aber reihenweise Absagen seitens der Hersteller ein. Vita Cola gab eine Erklärung heraus, in der es hieß, die Marke stehe für »Weltoffenheit und Toleranz« und man wolle sich politisch nicht vereinnahmen lassen.

Noch klarer fiel die Absage aus, als der AfD-Politiker Malte Kaufmann ein Foto von sich mit einer Flasche Fritz-Kola veröffentlichte. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, aber der Hamburger Hersteller wirbt mit seinen Kampagnen um eine eher linke Konsumentengruppe. Das Fritz-Team verbreitete in den sozialen Netzwerken daraufhin ein Foto, auf dem Mitarbeiter des Unternehmens zu sehen sind, die Plakate mit Aufschriften wie »keine kola für faschisten« und »offene augen statt blinder hass« zeigen.

Auch Pepsi wollten die Rechten für ihren Brausefeldzug vereinnahmen. Unbekannte hatten in Anspielung auf das gefälschte Coca-Cola-Großplakat eine AfD-freundliche Variante im Design des großen blauen Konkurrenten entworfen, was Pepsi überhaupt nicht witzig fand: Der Hersteller distanzierte sich nicht nur, sondern prüft nun rechtliche Schritte wegen einer möglichen Verletzung seiner Markenrechte. Diverse AfD-Gruppen löschten daraufhin vorsichtshalber das Fake-Plakat von ihren Facebook- und Twitterprofilen.

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