Ein letztes Mal

Anton Schipulin startet am Sonnabend in Gelsenkirchen, danach beendet der russische Biathlet wegen neuer Dopingvorwürfe seine Karriere

  • Thomas Wolfer, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.

Russlands bester Biathlet Anton Schipulin beendet seine Karriere. Nach den jüngsten Dopinganschuldigungen kehrt der 31-Jährige nicht in den Weltcup zurück und wird am Sonnabend bei der World Team Challenge in Gelsenkirchen seinen Abschied geben. »Dieses Rennen ist für mich das letzte in meiner Profikarriere. Ich habe die ernsthafte Entscheidung getroffen«, sagte der Staffel-Olympiasieger von 2014 am Dienstag. In der Schalker Fußballarena tritt er gemeinsam mit Ex-Weltmeisterin Jekaterina Jurlowa-Percht an.

Wegen angeblichen Trainingsrückstands hatte Schipulin in diesem Winter noch kein Rennen bestritten. Erst im Januar wollte er nach gesundheitlichen Rückschlägen zurückkehren, doch dazu kommt es nicht. Schipulin war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil die österreichischen Behörden Ermittlungen wegen Dopingverdachts aufnahmen. Dabei geht es konkret um Verstöße bei den Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen. Dort hatte Schipulin mit der Staffel die Goldmedaille gewonnen.

Schipulin verwahrte sich jedoch gegen jeden Dopingverdacht. »Ich habe die Antidoping-Regeln niemals verletzt. Ich habe immer guten Gewissens alle Dopingtests absolviert«, schrieb er in den sozialen Netzwerken. Auch wenn ihm Doping nie nachgewiesen werden konnte und es zuvor keinen konkreten Verdacht gegen ihn gab, hatte das Internationale Olympische Komitee ihn im Februar nicht zu den Winterspielen in Pyeongchang zugelassen. Diese Entscheidung sowie die Aktionen der Polizei vor wenigen Tagen in Österreich seien für den elfmaligen Weltcupsieger gute Gründe gewesen, seine Laufbahn als Skijäger nun recht früh zu beenden, sagte Schipulin. »Wir waren auf diesen Start gut vorbereitet. Wir wären erfolgreich gewesen«, sagte er mit Blick auf die Winterspiele.

Vier Jahre zuvor hatte er mit der Staffel in Sotschi Olympiagold gewonnen und als Schlussläufer den Sieg vor Deutschland gesichert. Allerdings könnte Russland diese Medaille noch aberkannt werden, denn gegen Schipulins damaligen Teamkollegen Jewgeni Ustjugow ermittelt der Weltverband IBU seit November offiziell konkret wegen des Verstoßes gegen die Antidoping-Regeln.

Schipulin selbst ist einer von fünf russischen Biathleten, gegen den die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Österreich ermittelt. Beim Weltcup in Hochfilzen hatte die Polizei dem russischen Teamhotel einen Besuch abgestattet, um darüber zu informieren. Schipulin befand sich zwar nicht dort, schrieb aber bei Instagram: »Ich bin äußerst verärgert, dass diese Hexenjagd weitergeht, die mein Vertrauen als sauberer Sportler nicht nur in den Kampf gegen Doping, sondern in unsere Sportart insgesamt untergräbt.« dpa/nd

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