Korrupt und kriminell?

Der Sohn des Präsidenten von Brasilien steht mit dem Rücken zur Wand

  • Meggy Alvim Faria da Silva
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war ein Mord, der Brasilien erschütterte: Im März 2018 war Marielle Franco erschossen worden - eine bekannte linke Politikerin, die für soziale Gerechtigkeit und ein Ende der Gewalt in ihrer Heimatstadt Rio de Janeiro kämpfte. Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Am Montag sind nun erste Haftbefehle erlassen und fünf Verdächtige festgenommen worden. Dem Sohn des ultrarechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, Flávio Bolsonaro, wird eine Verbindung zu Francos mutmaßlichen Mördern vorgeworfen. Die brasilianische Zeitung »O Globo« schreibt, Flávio Bolsonaro soll die Ehefrau und die Mutter des Chefs einer kriminellen Miliz beschäftigt haben, die hinter dem Mord an Franco stecken könnte.

Zudem steht Flávio Bolsonaro unter Korruptionsverdacht: Auf sein Konto flossen fragwürdige Summen. Die staatliche Behörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität berichtet von 96 000 Real (rund 22 500 Euro), die dort eingezahlt worden sein sollen. Die Überweisungen erfolgten zwischen Juni und Juli 2017 in 48 Einzelzahlungen. Woher das Geld kam, ist unklar. Doch das ist nicht der einzige auffällige Geldwechsel. Im vergangenen Jahr haben Finanzermittler untypische Bewegungen auf dem Konto von Flávio Bolsonaros ehemaligen Chauffeur und Bodyguard festgestellt. Die Ermittlungen gegen ihn laufen. Für Flávio Bolsonaros frisch gewählten Vater könnte die Situation unangenehm werden: Er hatte nach seiner Wahl zum Präsidenten einen harten Kampf gegen Korruption und Kriminalität angekündigt. Nun gibt es in seinem Umfeld mutmaßliche Korruptionsfälle und mögliche Verbindungen zu Auftragskillern.

Flávio Bolsonaro ist nicht nur Anwalt und Unternehmer. Er ist zudem Mitglied der Partei seines Vaters (Partido Social Liberal) und ab dem 1. Februar Senator. Nachdem die Korruptionsvorwürfe publik wurden, verteidigte er sich mit den Worten: »Ich habe nichts zu verheimlichen.« Das war jedoch, bevor der Verdacht aufkam, es könnten Verbindungen zu den Mördern Francos existiert haben.

Am Mittwoch äußerte sich auch der rechtsradikale Präsident Bolsonaro am Rande des Weltwirtschaftsforum in Davos zu den Anschuldigungen gegen seinen Sohn. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn bestätigen, müsse dieser »den Preis bezahlen für diese Taten, die wir nicht tolerieren können«, sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. Wenig später ruderte Bolsonaro allerdings in einem Interview mit dem evangelikalen Sender »RecordTV« zurück und erklärte, dass es nicht fair sei, dass »der Junge« angegriffen werden, um ihm zu schaden. Laut Presseberichten üben nun auch Militärangehörige Druck aus, um die für den 1. Februar geplante Vereidigung von Flávio Bolsonaro als Senator zu verhindern.

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