Karnevalswerbung mit Wehrmachtsuniform

Kritik an Narren in der Erzgebirgsgemeinde Jahnsdorf

  • André Jahnke, Jahnsdorf
  • Lesedauer: 2 Min.

Jahnsdorf. Der Karneval gilt gemeinhin als fünfte Jahreszeit: Da ist allerlei unter dem Deckmantel der Satire erlaubt oder wird hingenommen. In der Erzgebirgsgemeinde Jahnsdorf haben die Narren in diesem Jahr aber wohl den Bogen überspannt. Auf dem Flyer zur großen Karnevalsparty Anfang März wirbt der Verein unter dem Motto: »Uns’re Party hat ’ne Norm, dieses Jahr in Uniform«. Illustriert ist die Reklame mit einer Foto-Collage aus der US-Satire-TV-Produktion »Ein Käfig voller Helden«: Vor Zäunen mit Stacheldraht stehen drei Soldaten zum Teil mit Stahlhelm und in Wehrmachtsuniform.

Der Verband Sächsischer Carneval verurteilt die Einladung. »Wir distanzieren uns von dieser Art der Präsentation für eine Karnevalsveranstaltung«, sagte Verbandssprecher Michael Rohde am Mittwoch. Mit dem Geschichtsthema sollten auch Karnevalisten feinfühlig umgehen.

Die Werbeaktion wurde sogar im Amtsblatt der Gemeinde abgedruckt. Jahnsdorfs Bürgermeister Albrecht Spindler (parteilos) hatte dies zunächst gebilligt, ruderte nun aber zurück. »Ich habe es anfangs als erkennbare Satire eingeschätzt und daher zugelassen«, sagte er am Mittwoch. Nach Gesprächen mit Bürgern sei ihm klar geworden, dass das Werbefoto Grenzen überschritten habe. »Im Nachhinein muss ich sagen: Ich hätte sensibler reagieren und die Veröffentlichung untersagen müssen.«

Auch für den Jahnsdorfer Carnevalsverein (JCV) hat die Aktion Konsequenzen. Wie der Bürgermeister bestätigte, ist der Vorsitzende, Holger Greiner, bereits Ende Januar zurückgetreten. Der »Freien Presse« sagte Greiner, dass die Idee für das Plakat entstanden sei, während er im Urlaub war. Er habe sich gegen die Illustration ausgesprochen, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Der JCV betonte auf seiner Facebookseite, dass die Figuren der Satiresendung »aus unserer Sicht völlig unverwechselbar als Klamauk bezeichnet werden« könnten. »Was wir nicht bedacht haben ist, dass es durchaus Menschen geben kann, die diese Serie nicht kennen und somit den für uns klaren komödiantischen Charakter missdeuten könnten. Bei all diesen Menschen möchten wir uns in aller Form entschuldigen.« Es sei nicht beabsichtigt gewesen ein Politikum loszutreten oder irgendjemanden zu verstören. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal