Weiche Sitze und Weichen stellen
Stephan Fischer möchte auch eine gute Bahn für alle
Eine bessere Bahn in öffentlicher Hand - diesem postulierten Ziel des Bündnisses »Bahn für alle« ist uneingeschränkt zuzustimmen. Auch im Bahnkonzern und in der Politik setzt sich langsam, aber sicher die Einsicht durch, dass jahrelanges Fahren auf Verschleiß aufgrund des Trimmens auf Rendite dem Schienenverkehr in Deutschland, freundlich formuliert, abträglich war. Leider sind Wege der Erkenntnis oft ähnlich lang wie die Bremswege auf der Schiene: Dass das lukrative Immobilienprojekt Stuttgart 21 ein Milliardengrab bei zweifelhaftem Verkehrswert wird, ist lange bekannt. Und schon vor ziemlich genau zehn Jahren brach die S-Bahn in Berlin unter dem Spardiktat zusammen und erschütterte mehr als nur den Ruf des bis dahin als Muster für Zuverlässigkeit geltenden Verkehrsmittels.
Dass es um die Bahn nicht gut bestellt ist, pfeifen nicht nur die Spatzen vom Bahntower - das erleben Millionen Kunden täglich. Bevor die Missstände angegangen werden, muss aber eine tiefer gehende Zielanalyse her: Was soll die Bahn eigentlich leisten? Und zu welchem Preis? Massentransportmittel in der Fläche oder Hochgeschwindigkeitsrausch zwischen Metropolen? Oder beides? Solange diese Fragen nicht geklärt und politisch unterfüttert sind, wird jede neue Weiche oder jeder neue weiche Sitz - beides ohne Zweifel wichtig - nur Stückwerk bleiben.
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