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Wegschauen schadet der Demokratie
Sebastian Bähr über den Hungerstreik in der Türkei
Mehr als 7000 politische Häftlinge befinden sich derzeit in der Türkei in einem unbefristeten Hungerstreik. Sie fordern ein Ende der Isolationshaft des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Mit ihm, so ihre Hoffnung, steige die Chance auf Frieden und Demokratisierung in dem von Paranoia, Unterdrückung und Gewalt geprägten Land. Während die Eingesperrten ihre Körper als die ihnen letzte verbliebene Möglichkeit des Widerspruchs einsetzen, hört man aus Deutschland erstaunlich wenig. Für Medien, Bevölkerung und Regierung scheint das alles kein Thema zu sein. Dieses Ignorieren entspringt nicht nur einer arroganten und bequemen Haltung - es schadet auch den fortschrittlichen Kräften in der Türkei.
Für die deutsche Öffentlichkeit sind die Hungerstreikenden vermutlich alles PKK-Sympathisanten. Vermeintliche Extremisten, die keine Aufmerksamkeit verdient haben. Dies verkennt zum einen die konstruktive Rolle, die Öcalan für einen Entspannungsprozess in der Türkei spielen könnte. Zum anderen blendet diese Sicht das Offensichtliche aus: Die Gefängnisse der Türkei sind mit Oppositionellen vollgestopft. Hier wird versucht, Demokraten, Sozialisten und andere kritische Köpfe zu brechen. Der Widerstand aus diesen finsteren Orten verdient - wenn nicht gar Unterstützung - dann wenigstens Aufmerksamkeit.
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