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- Begegnungszone in Kreuzberg
Begegnung der anderen Art
Marie Frank wundert sich über die Koalition gegen Schmidt
Bei dem ganzen Streit um die Begegnungszone in Kreuzberg scheint zumindest ein Ziel erreicht: Begegnung. Befürworter*innen und Gegner*innen wissen nun, wo sie stehen und kennen die jeweiligen Argumente. Selbst Parteien, die sonst wenig gemeinsam haben, werden in ihrer Wut auf die hässlichen Parklets vereint. Gut zu sehen an der schrägen Adhoc-Koalition von CDU, FDP, SPD und LINKE, die am Mittwochabend bei der BVV Bautstadtrat Florian Schmidt (Grüne) - nach Redaktionsschluss dieser Seite - das Misstrauen aussprechen wollte. Da dürfte auch die BVV zu einer Art Begegnungszone geworden sein. Während sich der bundesweit für seine mieterfreundliche Politik bekannte Stadtrat im Plenarsaal einem Missbilligungsantrag gegenüber sah, demonstrierten Schmidts Fahrradfreunde für den Erhalt der umgebauten Bergmannstraße. Mehr Begegnung geht nicht.
Bei aller Freude an der Begegnung ist der Streit um die Parklets dennoch unwürdig. Dass die Autofahrer*innen nicht begeistert darüber sein werden, dass ihnen durch die Inseln am Straßenrand ein Stückchen ihres verhältnismäßig ohnehin zu großen Anteils an den Berliner Straßen genommen wird, war zu erwarten. Dass diese Monster aus Holz und gelb lackiertem Metall derart hässlich ausfallen und kein bisschen »mediterrane Gewohnheiten« erzeugen, wie Schmidt das gerne hätte, konnte zwar keiner ahnen, ist aber auch nicht sonderlich überraschend. Man muss sich nur anschauen, was in Berlin sonst so gebaut wird. Immerhin hat die Fertigstellung der Parklets nicht 13 Jahre gedauert und Milliarden verschlungen. Und wer weiß, vielleicht würde ja auch die BVV friedlicher verlaufen, wenn sie in der Begegnungszone stattfindet.
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