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Kein grüner Reformismus
Aktivistin Annika Waka über antikapitalistische Kritik bei Fridays for Future
Warum hat sich eine antikapitalistische Plattform innerhalb von Fridays for Future gegründet?
Es gab in verschiedenen Ortsgruppen Konflikte. Antikapitalistische Parolen wurden auf Demos übertönt, Aktivist*innen ausgeschlossen, Inhalte verdrängt. Bundesweit begannen daraufhin antikapitalistisch geprägte Fridays-for-Future-Anhänger*innen, sich zu vernetzen und miteinander über Alternativen zu einem grünem Reformismus zu diskutieren. Mittlerweile sind wir rund 200 Leute aus verschiedenen Ortsgruppen. Wir wollen sichtbar machen, dass an der Bewegung viele verschiedene Menschen beteiligt sind.
Was meinst du mit grünem Reformismus?
Viele Forderungen haben zum Ziel, die Umwelt besser zu schützen. Das löst aus unserer Sicht aber das Problem nicht wirklich. Selbst beispielsweise eine CO2-Steuer wird nicht dafür sorgen, dass die Klimaziele von Paris eingehalten werden können.
Warum nicht?
Das kapitalistische System basiert immer auf der Ausbeutung von Mensch und Natur. Der Profit ist das zentrale Ziel - wenn es für Konzerne günstiger ist, umweltschädlicher zu produzieren, dann werden sie es tun. Wir glauben nicht an einen grünen Kapitalismus wie beispielsweise die Grünen ihn fordern.
Kannst du das näher erläutern?
Wir sind inhaltlich noch im Austausch und haben bisher keine fertige Analyse, die bei uns von allen geteilt wird. Eine antikapitalistische Klimapolitik kann nur global umgesetzt werden. Wir kritisieren auch die ausschließliche konsumkritische Haltung mancher Klimaaktivist*innen. Nur darauf hinzuarbeiten, dass alle weniger Auto fahren und mehr Fair-Trade-Kleidung kaufen, ist aus unserer Sicht zu wenig. Weder haben alle die Möglichkeit dazu, noch würde es grundlegend etwas ändern.
Wären für euch auch Enteignungen von Auto- oder Flugkonzernen eine Option innerhalb einer linken Klimapolitik?
Na klar. Als Antikapitalist*innen begrüßen wir die Enteignung von Konzernen. Aber solange eine Enteignung keine Vergesellschaftung mit sich zieht, bringt uns das wenig. Durch demokratische Strukturen in der Produktion soll gemeinsam entschieden werden, wie umweltschonend produziert wird. Das ist auf jeden Fall ein notwendiger Schritt auf dem Weg, sich von dem alleinigen Profitstreben der Konzerne zu lösen.
Welche Rolle spielen Arbeiter*innen in der Kohleindustrie für euch? Viele sorgen sich um ihre Zukunft.
Am 1. Mai haben wir in Köln auf einer Demonstration des DGB eine Rede gehalten, dort haben wir uns klar mit Kohle-Arbeiter*innen solidarisiert. Leider waren einige Gewerkschafter*innen von der IG-BCE-Jugend der Meinung, dass wir kein Recht hätten, auf der Bühne zu sprechen. Auch wenn es oft als Totschlagargument gebracht wird: Wir sind davon überzeugt, dass Umweltschutz und Arbeitsplätze keine Widersprüche sind. Arbeitskämpfe und Klimakämpfe müssen vereint werden.
Wie ist eure Beziehung zu den Hauptorganisatoren von Fridays for Future?
Es gibt keine Hauptorganisatoren, sondern Delegierte aus den Ortsgruppen und bundesweite Arbeitsgruppen. Dort wurde jüngst ein Pressekonzept erarbeitet, das regeln sollte, wer wie in der Öffentlichkeit spricht. Das hatten wir kritisiert, weil es aus unserer Sicht Personenkult fördert. Aktive von uns befinden sich im stetigen Austausch mit den verschiedenen Arbeitsgruppen und Delegierten. Wir wollen, dass niemand ausgeschlossen wird und versuchen die Konflikte zu lösen. Dafür braucht es aus unserer Sicht mehr Transparenz in der Bewegung. Mit undemokratischen Hierarchien sind wir nicht einverstanden.
In der Öffentlichkeit wird die Klimastreikbewegung vor allem mit der schwedischen Schülerin Greta Thunberg verbunden. Ist das nicht auch Personenkult?
Greta bekommt weltweit Aufmerksamkeit. Uns gefällt, was sie macht. Sie sagt viele Sachen, die wir als antikapitalistische Plattform unterstützen. Beispielsweise erklärte sie klar, dass wenn ein System keinen Umweltschutz leisten kann, man eben das System ändern müsse. Andererseits sehen wir diesen Personenhype um sie kritisch. Dazu kommt eben das Phänomen, dass sich nun in den einzelnen Ländern eigene kleine Gretas herausbilden. Wir wollen dieser Tendenz entgegenwirken.
Was hat Fridays for Future als nächstes geplant?
Am 24. Mai wird es vor der Europawahl den nächsten globalen Großstreik von Fridays for Future geben. Wir fordern einen Generalstreik, daher rufen wir auch die Gewerkschaften auf, sich uns anzuschließen. Für den 21. Juni mobilisieren wir aus verschiedenen Ländern nach Aachen. Neben einer Großdemonstration soll es dort auch ein Klimacamp geben. Gemeinsam mit allen anderen Antikapitalist*innen in der Region wollen wir eine revolutionäre Position in die Proteste tragen und unsere Kämpfe verbinden.
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