Hehlerware auf der »Gorch Fock«

Kriminelle betreiben Teakholz-Schmuggel aus Myanmar im großen Stil - unter den Abnehmern: die Bundesregierung

  • Michael Lenz
  • Lesedauer: 3 Min.

Rubine und Jade, aber auch illegale Drogen wie Heroin und Metamphetamine aus Myanmar sind von höchster Qualität. Schmuggler sind sehr einfallsreich, wenn es darum geht, ihre Ware vor den neugierigen Augen von Zoll und Polizei zu verbergen, vor allem wenn es um kleine Rubine geht. Ungleich schwieriger scheint der Schmuggel von Teak aus Myanmar, das ebenfalls wegen seiner extrem guten Qualität begehrt ist. Der illegale Export des Tropenholzes geschieht dennoch seit Jahrzehnten im großen Stil, wie die Environmental Investigation Agency (EIA) in ihrem kürzlich veröffentlichen Report »State of Corruption« nachweist.

In verdeckter Ermittlungsarbeit haben die Experten der in Londoner Umweltorganisation offengelegt, dass in Myanmar Unternehmen, Militär, Milizen, Regierung und Behörden für den millionenschweren Handel ein Netzwerk organisierter Kriminalität gebildet haben. »Seit 1989 haben die ehemaligen Militärregimes und auch die gegenwärtige Regierung den Handel mit burmesischem Teak als vollkommen legal, nachhaltig und in Übereinstimmung mit dem geltenden Recht angepriesen«, sagt EIA-Waldexpertin Faith Doherty. »Das ist aber einfach nicht der Fall.«

Als Pate der Teakmafia galt der 2018 verstorbene Cheng Pui Chee. Zusammen mit Partnern aus China und Thailand verschiffte er das in der Möbelindustrie und beim Bau von Segelschiffen und Jachten begehrte Holz zu reichen Kunden in Ost- und Südasien, aber auch in die USA und nach Europa.

Die Betrugsmethode sei »erschreckend einfach«, heißt es in dem EIA-Report: »Sobald die Holzquoten erreicht werden, sollte Teak mit der höchsten Qualitätsstufe zur Versteigerung durch das Staatsunternehmen MTE an die Behörden übergeben werden. Stattdessen wird es jedoch systematisch niedriger eingestuft und illegal in private Hände geleitet.« Damit verstießen »faktisch alle« Exporte nach Europa nicht in gegen die EU-Holzhandelsverordnung.

Teak aus Myanmar wird auch bei der skandalumwitterten Restaurierung des deutschen Marineseglers »Gorch Fock« verwendet. Das wertvolle Tropenholz sollte auf dem Oberdeck und in den Böden der Kadettenräume verbaut werden. Teak gilt als langlebig, es splittert nicht, widersteht Salzwasser und Luftfeuchtigkeit und ist fast rutschfest.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke findet es »unfassbar«, dass in »dem Netzwerk von organisierter Kriminalität« auch das deutsche Verteidigungsministerium eine Rolle spielt. »Das Teakholz für die ›Gorch Fock‹ muss als illegal betrachtet werden. Es ist skandalös, dass das Ministerium weiter daran festhält, das Holz verbauen zu wollen«, kritisiert Lemke und wirft dem CDU-geführten Ministerium vor, »mit dieser Hehlerware einen katastrophalen Präzedenzfall« zu schaffen.

Großimporteur von Teak aus Myanmar in die EU ist die Alfred Neumann GmbH aus Seevetal. EIA-Experte Alec Dawson glaubt, dass das Unternehmen mit zahlreichen Lieferungen aus Myanmar »seit 2013 gegen die EU-Holzhandelsverordnung verstößt«. Die Firma weist in einer mehrseitigen Erklärung die Vorwürfe zurück: »Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir bisher nie von der EIA um eine Stellungnahme gebeten wurden«, heißt es darin. Darüber hinaus seien angebliche Fakten in dem Report falsch.

Dennoch räumte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage von Lemke im November 2018 ein, dass das Teak für die »Gorch Fock« nicht wie zunächst behauptet aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen in Myanmar stamme. »Erst im Nachgang wurde dem Bundesverteidigungsministerium bekannt, dass ein Import von Myanmar-Teak vor dem Hintergrund der EU-Holzhandelsverordnung zurzeit rechtskonform kaum möglich sei.«

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