Zu hoch gepokert

Sebastian Bähr über den anhaltenden Machtkampf in der AfD

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einem Brandbrief von 100 meist westdeutschen AfD-Funktionären gegen den Stil des thüringischen Landeschefs Björn Höcke geht der Machtkampf der Rechtsaußenpartei in die nächste Runde. Nun haben - mehrheitlich westdeutsche - Mandatsträger den Wortführer des völkischen »Flügels« aufgefordert, beim nächsten Parteitag für die Wahl des Bundesvorstands anzutreten. Sie spekulieren darauf, dass er durchfällt und durch die Niederlage an Einfluss verliert. Mit der Forderung dürften sie jedoch zu hoch gepokert haben.

Der von Höcke repräsentierte »Flügel« ist längst ein wesentliches Machtzentrum in der Partei, die Ostverbände liegen fest in seiner Hand, im Westen gewinnt er an Einfluss. Bisher ist unklar, ob Höcke nach den Landtagswahlen im Herbst Ambitionen auf den Bundesvorstand hat. Um die Geschicke der AfD zu leiten, ist dieser Posten aber auch nicht notwendig. Der »Flügel« entscheidet längst mit, wer in der AfD nach oben kommt. Bereits beim Bundesparteitag Ende 2017 konnte Höcke die Wahl des ihm wohlgesonnenen Alexander Gauland gegen Georg Pazderski zum Bundesvorsitzenden durchsetzen.

In der ersten Reihe hält man sich daher weiter mit Kritik an Höcke zurück. Jeder AfD-Chef weiß: Ein Angriff auf den »Flügel« bleibt nicht unbeantwortet. Mitglieder und Stimmen würden der AfD wegbrechen - und auch die eigene Machtposition wäre nicht mehr sicher.

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