Neuer Bäderchef soll’s managen

Johannes Kleinsorg übernimmt die Leitung der maroden Berliner Bäder-Betriebe

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Job bietet einige Herausforderungen. Ab dem 1. September übernimmt der 57-jährige Johannes Kleinsorg den Vorstandsvorsitz der Berliner Bäder-Betriebe. Kleinsorg folgt damit auf Andreas Scholz-Fleischmann, der im April in den Ruhestand gegangen war. Auf der Liste des ehemaligen Energie-Managers Kleinsorg türmen sich unterdessen bereits vor Dienstantritt die Aufgaben: So gilt es nicht nur, den riesigen Sanierungs- und Modernisierungsstau bei dem kommunalen Unternehmen mit seinen 61 Schwimmhallen und Sommerbädern aufzuheben, sondern auch die Attraktivität des Unternehmens der Daseinsvorsorge insgesamt zu steigern. Zuletzt verzeichneten die Bäderbetriebe wegen des Hitzesommers 2018 mit 6,7 Millionen Badegästen zwar einen Rekordwert, aber das gute Wetter konnte die zahlreichen Probleme des landeseigenen Betriebes nur schwer kaschieren.

Dass Energiewirtschaft und Bädermanagement auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun hätten, sieht Kleinsorg indes nicht. »Es geht hier auch darum, Verfügbarkeit herzustellen. Das ist genauso wichtig, wie dass das Kraftwerk läuft«, sagt er am Dienstag bei seiner Vorstellung in der Senatsverwaltung für Sport in Mitte. Damit sind die zahlreichen personal- und betriebsbedingten Ausfälle gemeint, die die Bäderbetriebe in den vergangenen Jahren immer wieder in die Bredouille gebracht haben und die zu großer Verärgerung auch bei hartnäckigsten Schwimmfans führten. Um die teils marode Technik auszutauschen, sollen in den kommenden Jahren die Investitionen stark gesteigert werden. Von 20 Millionen Euro allein im Jahr 2021 ist die Rede. Kleinsorg sagt, er kenne sich mit dem Einsatz von Management-Tools aus, um diese »großen Volumen« zu verbauen.

Anders als in früheren Jahren hat der neue Bäderchef immerhin die entsprechende politische Rückendeckung für die Modernisierungsanstrengungen. Und das Abgeordnetenhaus hat mit dem vergangenen Nachtragshaushalt die finanziellen Grundlagen für die Modernisierungen geschaffen. »Das Geld ist da, der Wille ist da«, sagt Sportsenator Andreas Geisel (SPD), der Kleinsorg nach eigenen Angaben »als erfahrenen Manager« für den Job ausgewählt hat, um die geplanten Maßnahmen auch umzusetzen. Dazu zählen sicherlich auch die geplanten Neubauten von Schwimm-Mehrzweckhallen in Mariendorf (2024) und Pankow (2025), deren Fertigstellung ursprünglich früher geplant war und über die bereits seit 2014 gesprochen wird. Aber so groß wie die Unterstützung ist, so riesig ist auch die Erwartungshaltung der politisch Verantwortlichen. Nichts weniger als einen »Mentalitätswechsel« fordert Geisel. Und: »Mehr Service für Besucher, längere Öffnungszeiten und bessere Arbeitsbedingungen.«

All das zu gewährleisten, dürfte für Kleinsorg eine Kraftanstrengung werden. Denn in den vergangenen Jahren war die Stimmung unter den rund 800 Beschäftigten der Bäderbetriebe häufig mies. Die Folgen waren hohe Krankenstände und offene Stellen, die nicht besetzt werden konnten, weil entsprechende Spezialisten für Bädertechnik in Deutschland nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung standen. Von Gewerkschaftsseite wünscht man sich deshalb von dem neuen Chef ebenfalls Verbesserungen. »Es geht insbesondere um Transparenz im Umgang, eine frühzeitige Beteiligung, Information und Einbeziehung der Mitarbeiter«, schildert Astrid Westhoff die Position der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.

Was die Transparenz angeht, ist bei den Bäderbetrieben indes weiter Luft nach oben. Am Dienstag wollte das Unternehmen auf nd-Nachfrage nicht genauer begründen, warum sich die erst im Frühjahr dieses Jahres in Aussicht gestellte Sanierung des Wellenbades Kreuzberg jetzt bis zum Jahr 2020 verzögern wird. Es war die Rede von »einem größeren Planungsverlauf«. Festzuhalten bleibt: Das Geld ist da, am Willen hapert es offenbar noch.

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