Gebt mir sechs Jahre!

  • Lesedauer: 2 Min.

Was kaum jemand weiß: Hierzulande waltet im Verborgenen eine geheimnisvolle Farbmagie, deren Funktionsweise von der Wissenschaft erst noch entschlüsselt werden muss. Was als Hypothese festgehalten werden kann: Es existieren mysteriöse Zusammenhänge zwischen westdeutschen Speiseeissorten der 70er Jahre und der Entwicklung der Parteienlandschaft. Schlüsseljahre sind die Jahre 1974/1975, die das Ende der sozialdemokratischen Ära in der BRD markieren und in denen zwei legendenumrankte Eissorten auf den Markt kamen, der »Grünofant« und der »Braune Bär«.

Dem »Grünofanten« war kein langes Leben beschert, doch sechs Jahre nach seiner Einführung, 1980, wurde die Partei Die Grünen gegründet. Sechs Jahre nach der Erfindung des Naschwerks »Brauner Bär« wiederum, 1981, erschien die Autobiografie des Ex-Nazis Franz Schönhuber, der kurz darauf begann, die Gründung der rechtsextremen Republikaner vorzubereiten. Alles nur Zufall? Produziert wurde das Original-Eis »Brauner Bär« bis 1986 (zwölf Jahre = zwei mal sechs Jahre). Sechs Jahre nach Einstellung der Produktion der Eissorte, 1992, sind die Republikaner wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. 2001 gelangte das »Karamelleis« dann, als Marke wiederbelebt, erneut ins Sortiment der Herstellerfirma. Genau zwölf Jahre (= zwei mal sechs Jahre) später wird die extrem rechte AfD gegründet. Zufall? Übrigens: War der Karamellkern des Original-»Braunen Bären« eher groß und hart, ist er in der Neuversion »kleiner und weicher als in der ursprünglichen« (Wikipedia). Es kann nur spekuliert werden, was das bedeutet. Und verschwindet eigentlich die AfD in sechs Jahren im Orkus der Geschichte, wenn der »Braune Bär« ab morgen nicht mehr produziert wird? Vor allem jedoch: Müssen wir befürchten, dass 2025 die Grünen die Macht erobern, wenn noch dieses Jahr die Marke »Grünofant« in die Supermärkte zurückkehrt? tbl

Foto: imago images/blickwinkel/M. Gann

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -