G7 sagen Millionenhilfe gegen Amazonas-Brände zu

In Brasilien protestieren Tausende gegen Staatschef Bolsonaro

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Biarritz. Im Kampf gegen die schweren Waldbrände in der Amazonasregion Brasiliens haben die G7-Staaten rund 20 Millionen Euro an Soforthilfen zugesagt. Damit sollten vor allem Löschflugzeuge finanziert werden, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag beim Gipfeltreffen der wichtigen Industrieländer im Seebad Biarritz. Zudem einigten sich die Länder auf einen Wiederaufforstungs-Plan.

Mehr als die Hälfte der Mittel kommt von Großbritannien - das Land hatte zuvor eine Finanzspritze von umgerechnet elf Millionen Euro angekündigt. Macron sagte bei dem gemeinsamen Auftritt mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera, über die Wiederaufforstung des Regenwaldes solle bei der UN-Vollversammlung Ende September weiter beraten werden. Dafür sei aber die Zustimmung aus Rio nötig.

Brasilien ist von den Bränden im Amazonasbecken am stärksten betroffen. Dessen ultrarechter Staatschef Jair Bolsonaro hatte Macron wegen seines Vorgehens Einmischung in innere Angelegenheiten und eine »kolonialistische Mentalität« vorgeworfen. Macron drohte ihm daraufhin mit einer Blockade des EU-Freihandelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten.

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Unter dem internationalen Druck verlegte Brasilien am Sonntag zwei Transportflugzeuge vom Typ Hercules C-130, die je 12.000 Liter Wasser transportieren und ablassen können. Die beiden Maschinen sind von Porto Velho im besonders schwer betroffenen Bundesstaat Rondonia aus im Einsatz und überfliegen die Brandgebiete in geringer Höhe. Rund 43.000 Soldaten unterstützen die Löscharbeiten.

Im ökologisch für die ganze Welt wichtigen Amazonasgebiet lodern derzeit tausende Waldbrände, vor allem Brasilien ist betroffen. Nach Angaben des brasilianischen Weltraumforschungsinstituts Inpe belief sich die Zahl der Brände seit Jahresbeginn am Samstag auf 79.513.

Die Feuer haben international für besorgte Reaktionen sowie Kritik an der Regierung von Präsident Bolsonaro gesorgt. In Rio de Janeiro protestierten rund 2000 Menschen gegen den Staatschef. Kritiker werfen dem ultrarechten Staatschef vor, die Brandrodung durch Landwirte tatenlos hinzunehmen oder diese gar zu billigen.

Kolumbien kündigte an, den Vereinten Nationen einen regionalen Pakt für den Schutz des Regenwaldes vorzuschlagen. Präsident Iván Duque sagte am Sonntag, er wolle den Pakt im September vor der UN-Vollversammlung präsentieren. Zwar gebe es in seinem Land derzeit keine Waldbrände vom gleichen Ausmaß wie in Brasilien; die Amazonas-Länder müssten sich aber vorbereiten.

Bereits am Sonntag hatten die G7-Chefs in Biarritz finanzielle und technische Hilfe in Aussicht gestellt. Den G7-Staaten gehören neben Deutschland und Frankreich auch Großbritannien, Italien, die USA, Kanada und Japan an. Macron hatte den chilenischen Präsidenten neben anderen Vertretern von Schwellenländern wie Indien und Ägypten zu dem Gipfel dazugeladen.

Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock begrüßte zwar die Verabredung der G7-Staaten vom Wochenende, Hilfe bei der Bekämpfung der verheerenden Waldbrände am Amazonas zu leisten, verlangte aber mehr Druck der Bundesregierung auf Brasilien. »Die Passivität der Bundesregierung ist nicht zu ertragen«, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. »Im Prinzip nur Schweigen zum Walde.«

Der Druck auf Brasilien »muss wachsen, um die Zerstörung des Regenwaldes zu stoppen«. Die Bundesregierung solle dem Beispiel Frankreichs und Irlands folgen und das EU-Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur blockieren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in Biarritz angekündigt, die Bundesregierung werde »noch Kontakt mit Brasilien aufnehmen, um die Dinge darzustellen aus unserer Sicht«. Sie mahnte ein abgestimmtes Vorgehen an: »Die Lunge unserer gesamten Erde ist betroffen, deshalb müssen wir auch gemeinsame Lösungen finden.« AFP/nd

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