Das falsche Podium

Kurt Stenger über die Rolle der G7 beim Klimaschutz

Die Empörung darüber, dass Grundbesitzer in Amazonien immer mehr Regenwaldflächen brandroden und Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro die Feuer Umweltschützern in die Schuhe schiebt, ist weltweit groß. Zu Recht, denn für den Klimaschutz spielen die großen CO2-Senken eine zentrale Rolle. Dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dies zum Thema des G7-Gipfels machen will, klingt daher gut. Besser, als wenn man nur über mehr Freihandel oder mehr Militäreinsätze sprechen würde.

Allerdings sind Regierungen der Siebener-Gruppe selbst alles andere als Klimaschutzvorreiter. Die erzielten Fortschritte reichen bei weitem nicht aus - dabei stehen die alten Industriestaaten als Hauptverantwortliche für die Erwärmung besonders in der Pflicht. Und seit man mit Donald Trump einen Totalverweigerer in den eigenen Reihen hat, ist die Glaubwürdigkeit ganz flöten gegangen.

Die G7 ist aber auch grundsätzlich das falsche Podium, um der Welt Mores zu lehren. Dies wäre Aufgabe der UN-Klimadiplomatie, bei der fast alle mitmachen. Das Problem: Das Pariser Abkommen beruht - trotz des Ziels, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen - auf freiwilligen Maßnahmen der Länder. Bei den bevorstehenden Gipfeln geht es daher darum, endlich Verbindlichkeit bis hin zu Strafen gegen Klimasünder hineinzubringen. Denn Einmischung ist nicht Kolonialismus, wie Bolsonaro tönt, sondern notwendig: Bei der Regenwaldabholzung geht es ja nicht allein um Brasilien - die Folgen treffen die gesamte Menschheit.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal